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Locas In Love auf Winterreise (Winter 2008)
Ein teutsches Wintermärchen
Aufgeschrieben von Björn


Tag 1, 28.11.2008
Strecke: Köln – Dortmund – Köln (200 km)
Stadt / Ort: Dortmund, Sissikingkong
Catering: Snacks: Brötchen etc (eigene frische Kresse für uns),
Abendessen: Spaghetti mit Olivenpesto, Rucolasalat und Pinienkernen
 

Die üblichen letzten hektischen Vorbereitungen eröffnen den Tag: Tonträger in Stoffsäcke packen, die gerade erst fertig wurden und die Plattenhüllen, die wir gestern bedruckt haben, leer einpacken: das Preßwerk hat doch nicht rechtzeitig geliefert, naja, verkaufen wir eben die leeren Cover, sehen auch so gut aus.
Die Tour in Dortmund zu eröffnen ist eine gute Idee gewesen. Zwar ist es oft hilfreich, um in Tourmodus zu schalten, erstmal stundenlang im Auto zu sitzen, aber die letzten Wochen waren so vollgepackt, daß wir jede gewonnene Minute gebrauchen können. Unser Bus ist, wie scheinbar jedes Mal, wenn wir eine Wintertour beginnen, kaputt: das Getriebe ist im Eimer und uns fehlen die tausende von Talers, um ihn rechtzeitig reparieren zu lassen. Auf dem Weg zur Autoverleihe Buchbinder gebe ich meine Hose zu Schneider Samm's, um den Riß binnen einer halben Stunde zu flicken. Platten nicht da, Auto nicht da und eine Steuernachzahlung in der Post, unangenehm.
Niklas bereitet im Proberaum schon mal Sachen vor, ich hole Stefanie und diverse Kartons und Kisten ab, dann kaufen wir Brötchen und proben zu dritt noch einmal kurz. Nach Einladen, Benni einsammeln und aus der Stadt herausfahren (Christian treffen wir in Dortmund) ist es eigentlich nicht mehr machbar, noch zum Studentenfunk zu fahren und ein Interview zu geben, Benni ruft an und funktioniert es in ein Telefoninterview um, was sich im Nachhinein als die beste Idee überhaupt herausstellt. Um Fragen wie 'was erwartet den Konzertbesucher, wenn er zu eurem Konzert kommt' zu beantworten muß sich weder Band noch Radio den Aufwand eines Besuches antun, am Telefon ist es in Ordnung, da beide Seiten etwa fünf Minuten ihres Lebens verlieren. Keine Anfahrt, keine Vorbereitung (auf beiden Seiten), keine umständliche Weiterfahrt. Merken fürs nächste mal. Die Fahrt ist durch Staus etwas langwierig, aber das Hörspiel 'Barbie und das Traummobil' läßt die Zeit im Fluge verstreichen. Barbie fährt mit ihrer Crew in einem pinken Wohmobil nach Spanien, das Mobil wird laufend geklaut, aber es gilt, einen Edelstein zu bergen. Auch in Spanien ist der Bürgermeister (der Alcalde) eine Art Halbgott, der alle Geschicke regelt – mit einer Trompete. Die Folgen sind alle so super. In Barbies Heimatstadt ist der Bürgermeister auch allmächtig, arbeit aber eher mit Diplomatie und Computern. Die wenigsten kennen diese Hörspielreihe, es ist zu schade. Oft sprechen die TKKG-Leute mit und Ken ist Bob Andrews, möglicherweise der absolute Höhepunkt deutscher Gaga-Hörspiele aus dem Hause Europa.
In Dortmund werden wir vom Chef des Ladens mit 'schön, daß ihr wieder hier seid' begrüßt, was uns gut gefällt. Wir werden in den meisten Fällen anständig bis sehr gut behandelt, aber das ist für eine tourende Band auch ein kostbares Gut. Unsere Freundin Silvia erzähle Stefanie und mir vor wenigen Tagen begeistert davon, wie sie im Sommer bei einem kleinen Festival auftreten durfte und konnte ihre Begeisterung kaum zügeln darüber, dort mit Handschlag und Respekt vom Veranstalter begrüßt worden zu sein. Ganz so wenig an gute Behandlung gewohnt sind wir glücklicherweise nicht, aber in Dortmund geht es eben besonders freundlich zu. Es gibt Lebkuchen und die Weinsorten, die wir am liebsten trinken, die Nudeln sind wirklich gut, der Restaurantbereich vom Sissikingkong soll an dieser Stelle hervorgehoben und gleichzeitig empfohlen sein. Unser Veranstalter Martini hat so viele Kartenreservierungen entgegengenommen wie noch nie, Leute wollen aus Osnabrück und Nürnberg anreisen, um uns heute zu sehen. So schön das Leben als Geheimtip ist, als Band, die Leute zufällig mal irgendwo vor einer handvoll von Leuten sehen, so schön ist es auch, wenn das irgendwann mal wächst.
Wir haben den Raum 'teilbestuhlt', uns im Halbkreis auf der Bühne aufgebaut, lassen den Film 'Il Grande Silenzio' (genau, der Western, der im Schnee spielt) über uns selber als Projektionsfläche laufen, was sehr gut aussieht, finden wir. Als wir das Konzert beginnen ist der kleine Raum rappelvoll und wir werden mit herzlichem Applaus begrüßt. Die Stimmung ist spitze und wird die ganze Zeit besser, wir sind begeistert, was für nette Menschen zu unserem Konzert kommen, wie gut die neuen Sachen angenommen werden und wie viel Spaß es macht, mal wieder live zu spielen. Wir spielen eigentlich alle Stücke von Winter, bis auf Bushwick, das müssen wir morgen erst einüben. Unser ungeplanter Zugabemarathon beginnt mit 'Die Apokalypse erreicht Mühlacker', als ich Niklas zurufe 'ein Gitarrensolo bitte' fällt der Strom komplett aus, außer bei ihm und man hört nur noch Schlgazeug und sein Solo, das daher ein SOLO in Großbuchstaben wird. Ilias, der Techniker, kommt um den Strom zurückzubringen und ich lenke das Publikum ab, indem ich mich in den Raum stelle und akustisch Gitarre spiele, jemand wünscht sich 'Wir fangen von vorne an', Niklas kommt zu mir und der Strom kehrt zurück. Stefanie macht kurz Fotos von der Bühne aus, wie wir unten stehen und zusammen mit dem Publikum singen, dann spielen sie und Christian von der Bühne aus leise mit. Ich sage: das ist ein Moment, der bei youtube dann gar nicht so gut kommt, wie eben in Echtzeit und hoffe, daß niemand einen Handyfilm davon gedreht hat, der meine Erinnerung an diesen Augenblick als einmalig und aufregend hin zu 'ganz schöner Kram' verschieben könnte. Nach fünf (+1) Stücken Zugabe gehen wir mit 'In My Life', einem weiteren Wunsch, von der Bühne, ganz heiser, erschöpft und überglücklich über die Premiere: Winter ist heute erschienen, es war das erste Konzert mit Christian, das erste mal, daß wir die neuen Sachen gespielt haben und der Auftakt zur Tour. Wir wünschen uns sehr, daß es genau so weitergeht. Noch lange stehen und sitzen wir in der Gegend herum, reden, trinken, hören Musik, genießen unser schönes Hobby und sind im Einklang mit der Welt bzw. dem Ausschnitt, den Dortmund und das Sissikingkong heute abend darstellen. Dortmund ist eigentlich mittlerweile ohnehin eine der Städte, wo wir am liebsten hinkommen. Eine völlig unterschätzte Perle an der Ruhr.
Dann fahren wir schnell zurück nach Köln, laden alles am Proberaum aus, weil morgen Generalprobe mit den Streichern und Christina ist. Habe ich bereits notiert, was das für ein guter Tag war, der so nervig begonnen hatte? Ein sehr guter Tag.
 
   
Tag 2, 30.11.2008
Strecke: Köln-Braunsfeld nach Köln-Südstadt und zurück (20 km)
Stadt / Ort: Köln, Altes Pfandhaus
Catering: ein Fladenbrot und ein Sesamring, ein Apfel, Chips und Schokolade, Plätzchen
 

Gestern war es wieder hochgeschäftig. Proben mit Christina, Peers Ankunft, Proben mit dem 3/4 Streichquartett, Niklas fuhr Anna und Angelika nach Aachen und kam gerade rechtzeitig zurück, um zusammen mit mir zum Auflegen zu gehen, Stefanie bedruckte derweil 108 Plattenhüllen. Der DJ-Abend hängt mir nach, beim Autofahren ist mir elend als säße ich in einer Achterbahn, erst als wir am Pfandhaus ankommen setzt bei allen eine erregte Heiterkeit ein, die mich gesund macht. Der Raum ist wunderschön und wie nichts, wo wir je gespielt haben in hunderten von gespielten Konzerten. Es gibt keine Bühne, sondern wie in einem römischen Zirkus ist die Aktionsfläche unterhalb der wie Treppen gestuften Sitzreihen, die um diese herum hufeisenförmig verlaufen. Wir müssen improvisieren beim Aufbau, auch weil wir heute stellenweise zu neunt spielen werden. Wir ordnen uns natürlich im Halbkreis an, Christinas Platz ist zwischen Stefanie und Christian und uns gegenüber das Streichquartett. David am Cello kam ganz kurzfristig dazu, ein gewisser Paul hatte uns in letzter Sekunde hängenlassen, daß einem der Ohrwurm von Trio durch den Kopf ging: los Paul, du mußt ihm voll in die Eier hauen (nur eben, daß man, wenn man es in Gedanken singt, 'Paul' nach 'mußt' zieht und 'ihm' streicht). David spielt Peers Arrangements vom Blatt, läuft sehr gut und alle haben schöne Kleider an, auch Peer ist eine Art Edel-Clochard mit Geige vom Typ 80er-Jahre-Cyber-Gammler aus New York, der Jaguar fährt und den besten Wein für 10.000 Mark trinkt, aber sein Gehöft bei einer noblen Wette verloren hat (ein bißchen wie die Gastrolle von J. Heesters im ersten Otto-Film) und nun von den Zwängen des Luxus befreit nur noch geigt, geigt, geigt – geil.
Benni, Dorea und Oli helfen mit, den Raum herzurichten. Die schöne Wand hinter uns nutzen wir als große Leinwand, auf der wir vorm Konzert wieder Il Grande Silenzio zeigen, während wir spielen Projektionen von Oli. Dorea hat 500 Plätzchen gebacken, zu denen wir die Gäste einladen, außerdem liegt alles voller Zweige und Reisig, selbst ein Mistelzweig ist da, um Romanzen anzustacheln. Zur Feier des Tages trägt auch Oli einen Anzug und sieht so gut aus wie selten darin, selbst der tüchtige Benni, der es v.a. bequem und praktisch liebt, hat sein feines Hemd und ein Jacket an.
Aufgeregt laufen wir Gräben hinter der Bühne, trinken Wein und reiben uns die Hände warm, weil es so kalt ist. Es ist seit dem Konzert im Stereo Wonderland 2005 unser erstes in Köln, bei dem wir als Headliner spielen (das übrigens eines unserer ganz wenigen guten Konzerte in Köln war) und wir haben keine Vorstellung, ob es ganz mager besucht sein wird, die Saalmiete ein Problem und wir die paar betretenen Gesichter im Publikum persönlich kennen werden oder ob es rauschend und denkwürdig werden wird. Wir sind eher guter Dinge, weil Benni so viele Karten im Vorverkauf losgeschlagen hat, daß es eigentlich kein Desaster werden KANN, aber in solchen Situationen geht ja tendentiell immer eher alles schief als gut (s. Herstellung der Schallplatten, auf die wir noch immer warten).
Fast pünktlich um 19.10 gehen wir auf die Bühne und bekommen einen Begrüßungsapplaus wie Theaterregisseure, die Streicher stimmen, daß sofort eine Ahnung von Orchestergraben den Raum füllt und wir beginnen. Es ist sehr voll, alle Plätze sind besetzt, es stehen sogar Leute, wir sind nervös wie seit Jahren nicht mehr – auch weil nicht nur vor uns Leute sind, sondern auch neben, hinter, über uns. Und es ist zwar voll, aber fühlen sich alle wohl, sitzen sie gut, können sie alles sehen und hören? Wir sind unentspannt wie Muskeln eines Muskelprotzes, der sie eingeölt bei der Muskelschau präsentiert und spielen alles lächerlich schnell, außer Bushwick, das spielen wir albern langsam. Erst im letzten Drittel finden wir wirklich rein, was aber nichts daran ändert, wie wohl wir uns fühlen und wie wir wieder von einem großen Glück erfaßt sind, was für einen schönen Moment wir gerade erleben. Das Publikum ist andächtig still zwischen den Stücken, auf dem Mitschnitt, den wir gemacht haben, kann man uns manchmal atmen hören. Hoffentlich nahmen es andere, die dabei waren, ähnlich oder ebenso wahr wie wir, es wäre furchtbar peinlich, sich an den Abend als erhaben schön und ergreifend zu erinnern und damit alleine zu sein. Die hier erzählte Eigen-Begeisterung gilt nicht wirklich uns selber, unseren Stücken oder unserem Konzert, sondern dem Erlebnis, eine Wintergala mit Leuten zu feiern, einen Film anzusehen, in diesem besonderen, von Haus aus erhabenen Raum zu sein, Kekse zu essen usw; eben eine Weihnachtsfeier zu feiern ohne das, was daran zu Beklemmung führen kann (Glaubens-Zusammenhang, Konsumkritik, Enge & Zwänge der Familie, Sie kennen den Anlaß ja sicher selber aus eigenem Erleben oder Filmen zum Thema). Das ist für uns einer der schönsten Punkte in unserer Zeit als Band und das schönste, was wir je in Köln erlebt haben.
Vor Freude verkünden wir, daß wir das ab jetzt jedes Jahr am 1. Advent machen wollen.
Die Sachen bringen wir zurück in den Proberaum und statt betrunken um 3 oder 4 ins Bett zu fallen, sind wir kurz vor 12 alle zuhause, höchstens ange- oder freudentrunken und auf eine ungekannt gute Weise völlig erschöpft.
 
   
Tag 3, 5.12.2008
Strecke: Köln – Münster – Köln (300 km)
Stadt / Ort: Münster, Amp
Catering: Snacks: Brötchen etc (riesige Karotten, eszet-Schnitten), Abendessen: Sachen vom Bringdienst (Salat, Pizza)
 
   

Letztes Jahr haben wir zwei mal im Amp gespielt, beide Male war es gut. Beim ersten mal war ich beklommen wegen etwas Privatem, das Konzert war ok, beim zweiten mal war das Konzert gut und ich wurde anschließend in die doofsten Studigespräche aller Zeiten mit einer langweiligen Rastatante verstrickt (sie: sag mal, ist Mabuse eigentlich ausländerfeindlich? – ich: hast du sie noch alle? – sie: na, Mabuse ist doch ein schwarzafrikanischer Name und dann sagt der doch, daß Deutschland ihn dazu getrieben habe. Ich dachte mir: DEINE Phantasie und Unfähigkeit zu zwei Sekunden Google-Suche sind das einzige Problem hier. Aber aus irgendeinem Grunde unterließ ich, es zu sagen, was mir offenbar bis heute nachhängt. Naja, jetzt ist es erledigt.).
Das Konzert heute ist auch gut, nicht ganz so ein Rausch wie Dortmund, nicht ganz so ein Glanz wie in Köln, aber es wäre auch selbstzerstörerisch, diese beiden als Meßlatte zu nehmen. Der plüschig-gemütliche Klub und die Leute, die erstens viele und zweitens wieder sehr nett sind, sind eine gute Landschaft für das, was wir vorhaben. Sie bauen sich Sofas vor die Bühne und sind wiederum sehr still. Erst als wir in den Zugaben sind und das Publikum für die anschließende Indiedisko kommt, wird es laut und nervig, aber nur für so kurze Minuten, daß es unsere Freude nicht groß trübt. Heute wird zum ersten Mal auf unseren Geschenke-Einpackservice zurückgegriffen und ich schnüre zusammen mit Su Geschenke, ein großer Spaß. Ich werde auf meine Minox-Kamera und meine alte Dackelband angesprochen, beides Belege, was für feine, gut informierte Konzertbesucher wir haben. Man kann sie derzeit kaum genug loben.
Beim Beladen des Busses geraten wir nahezu in eine Art Rauferei, es wird mit Wodka geworfen, gedroht und aufgeplustert, unangenehme Lage. Beobachtung: manchmal sind die unheimlichen Security-Türsteher nur durch Kraft und Auftrag von den Elementen verschieden, die sie grob (und oft zurecht) aus dem Klub entfernen. Manchmal wiederum erscheinen sie wie Engel mit Bürstenschnitt. Manchmal gemischt. Und IMMER ist es besser, wenn man erst gar nichts mit ihnen zu tun hat / haben muß. Beobachtung 2: Indiedisko ist eigentlich ein Ort, der wie kaum ein zweiter bestimmt wird von Langeweile, Harmlosigkeit, Wohlstand, Friedfertigkeit und Eitelkeit, die über Aggressivität triumphiert. Wenn eine Indiedisko sich so verändert, daß Schlägertypen ankommen und Securitypersonal vonnöten ist, ist es komisch und macht beklommen. Wir sind gewiß keine Fans von Indiedisko, die uns von der Bühne fegt, aber noch weniger davon, von kahlgeschorenen Testosteronbombern wie aus 'Die Abschlußklasse' ein Gefegtwerden angedroht zu bekommen. Ivo hat die Lage jedenfalls gerettet und nach ein paar Minuten war es egal und die Freude über Konzert und dessen Besucher scheinen uns Gefühle zu sein, die es sich eher lohnt zu verfolgen als sich darüber zu ärgern, frech angegangen worden zu sein. Mit Ivo ist es auch immer schön, er ist ein angenehmer Mensch, den man gerne um sich hat. Alle Veranstalter sollten einen Kurs bei ihm machen.
Auf der Hinfahrt hörten wir 'Barbie und das Lied der Kinder', in der Folge schreiben Barbie & Gang einen Song, der auch wirklich zu hören ist und allem widerspricht, was mit Pop-Formeln zu tun hat. Shellac und Slayer schreiben klarere Popsongs als Barbie, Skipper & Ken und der Komponist, dessen Name mir nicht einfallen will obschon ich die Folge schon 15 mal gehört habe (Anmerkung durch Stef: Alexander Kamp). Niklas soll das Lied mal in den Computer holen, damit es alle hören können. Darin kommt die überraschende Gleichung vor 'ein Beduine hat zwölf Scheiche'. So rechnet man das nämlich. Auf der Rückfahrt laufen die Ramones live, eine Kaufkassette aus Niklas Jugend

   
   
Tag 4, 10.12.2008
Strecke: Köln – Frankfurt/Main – Mühlacker (ca. 340 km)
Stadt / Ort: Frankfurt, Das Bett
Catering: Snacks: Brötchen, Abendessen: Persisch
 
 
Herrlich, unser schöner lieber Bus ist wieder zurück, Niklas behauptet, das Lenkrad geküßt zu haben aus Freude darüber, wieder Spazierfahrten im eigenen PKW machen zu können. Um 14 Uhr noch ein schnelles Telefoninterview mit dem Studiradi in Mainz, u.a. muß mal dringend die Frage geklärt werden, was den Zuschauer eigentlich erwartet, wenn er zu unserem Konzert kommt; dann flugs Benni eingesammelt. Sobald er Gepäck von der Größe einer zigarettenschachtelgroßen Tasche oder gar noch größeres (wie zB 'das Gestell' – eine umständliche, sperrige Rucksackkonstruktion, die mehr Blech als Stauraum hat) hat, muß er vor der Haustüre abgeholt werden und zwei Minuten vor Ankunft mit einem verabredeten Signal – z.B. Telefon ein mal klingeln lassen – informiert werden. Alle Klamotten aus dem Proberaum eingepackt und auf die Straße. Keine besonderen Vorkommnisse, wir kommen genau pünktlich an, leider nicht so überpünktlich wie erhofft, dann wären wir noch ins koreanische Nudelhaus gegangen. Christian reist mit dem Zug aus Siegen an und kommt viel zu spät, weil sein Zug stehenblieb und er auf eine Frau reinfiel, die ihn im Auto mitnahm, um 'Zeit zu sparen', aber eigentlich nur von ihren Kaninchen erzählen wollte, die sich angeblich gegenseitig die Treppe runterschubsen und sich insgesamt benehmen wie Gremlins. Frank, der Chef vom Klub, erzählt uns, daß er eine email bekam, nachdem er seinem ganzen Verteiler einen Link zu unserem Teleshop-Video schickte, wo ein Kunde besorgt frug, ob man sich Sorgen um die Band machen müsse und was das denn nun alles soll.
Als wir mit Soundcheck fertig sind und noch schnell nebenan zum persischen Lokal essen gehen, ist bereits eine lange Schlange bis nach draußen. Das Essen ist gut, es gibt für jeden drei verschiedene Sorten Reis und dazu Sachen nach Wahl, die zB mit Gegensätzen wie süßlicher Spinatfladen – saurer Joghurt arbeiten oder eine gute Linsensuppe. Dann müssen wir parallel noch ein kurzes Interview geben, wo einer der beiden Inteviewer irgendwann entschlossen sagt 'ich habe noch eine Frage an Stefanie'. Wir nehmen an, es wird um Artwork gehen, um Equipment, evtl. interessante Fragen zu Geschlechterverhältnissen im Indierock. Aber dann: 'Stefanie, bei den Stücken, die du singst, sind das auch eigene Ideen von dir?'. Uns bleibt fast die Reisvielfalt im Halse stecken. Das ist ja, wie wenn man mit Karpatenhund in eine Polizeikontrolle gerät und Saskia, Claire und Stefanie kollektiv als 'die Sängerinnen' bezeichnet werden, wenn klar wird, daß wir eine Band sind, weil in den meisten Polizistenköpflein offenbar die Annahme besteht, daß Mädchen maximal singen, eher tanzen können.
Zurück im Klub ist es schon ganz voll, wir gehen uns schnell umziehen, eine Setlist schreiben und einen schnellen Digestif nehmen, weil wir gerne pünktlich auf die Bühne gehen wollen, extra zu spät kommen finden wir mittlerweile eine überkommene, rückständige Geste, geradezu gestrigen Spießerkram. Das Konzert ist super, unser schönstes in Frankfurt, obwohl es hier bisher immer gut war, auf dem Hausboot, im Sinkkasten mit Nikki Sudden, in diesem Keller und die zwei Male im Bett, wo uns besonders das erste mal gut gefiel, wo es spärlich besucht, aber dennoch so aufreibend war. Heute spielen wir zum ersten mal auf der Tour ohne Projektionen, weil wir ein Kabel in Münster vergessen haben. Niklas Schwester Mareike ist zu Besuch, ihr Freund Pablo reist morgen zurück nach Costa Rica und verbringt seinen letzten Abend hier, deshalb widmen wir ihm Moe Tucker. Wir sind auch heute wieder begeistert, daß zu unseren Konzerten eigentlich lauter Leute kommen, die wir selber sympathisch finden. Viele Bands leiden unter ihren 'Fans', sehen sie gleichzeitig als Klatschvieh, das die Miete bezahlt, sowie als Strafe und hetzen über sie. Wir nicht, wir freuen uns über unsere Gäste als könnten sie die Wunden heilen, die wir alle als extrem unbeliebte Jugendliche und von der Klassengemeinschaft geächtete Sonderlinge abbekommen haben. Nach dem Konzert bleiben wir noch lange, um zu reden und zu feiern. Alte Schulfreunde von Stefanie und mir sind gekommen: Albi und Piechu. Albi hat einmal auf einem Stück meiner alten Band, der Dackel, Flöte gespielt und ist daher vermutlich vielen Lesern dieser Zeilen (noch vermutlicher: nicht so vielen) ein Begriff. Mit Piechu habe ich Abitur gemacht, es gibt Fotos, auf denen ich ihn mit einer Waffe bedrohe, an deren genaue Entstehung ich keine Erinnerung habe, es war irgendwas für den Kunstunterricht, ich glaube, die Bilder wurden fotokopiert und dann übermalt wie bei Arnulf Rainer. Es ist wie ein Jahrgangstreffen, nur minus alle Mitschüler, die man eh nicht wiedersehen möchte. Ebenfalls im Hause ist Sky Saxon, über den ich just im Buch 'The Source' gelesen habe, da er in der Band von Father Yod spielte und natürlich bei The Seeds. Er schenkt mir seine neue 7" und schreibt in mystisch-krakeliger Schrift darauf 'To Bjorn, my lost brother'.

Sein Plan ist es, mit uns und Jaki Liebezeit eine Superband zu gründen, THEE SUPERMEN, bei der alle Capes tragen und Stefanie soll Wonderwoman sein. Wir sagen allen lebewohl, wünschen Pablo eine gute Reise, verabreden uns in Costa Rica und fahren nach Mühlacker, um morgen weniger im Auto sitzen zu müssen. Die Fahrt zieht sich, ab Karlsbad ist die A8 gesperrt und wir wühlen uns über eingeschneite Landstraßen nach Mühlacker. Wir wollen im Haus meiner Eltern schlafen, ich habe keinen Schlüssel mitgebracht und um 4 Uhr müssen wir sie aus dem Bett klingeln. Da mein Vater ein fast beängstigend ruheloser Mensch ist, ist es kein großes Problem, er nutzt den Anlaß und während wir wie mottige Kartoffelsäcke in die Betten fallen, duscht er und beginnt seinen Tag. (Eine ähnliche Episode u.a. auch im Tagebuch zu unserer Biggest Balls On The Balls Tour 2005).
 
   

Tag 5, 11.12.2008
Strecke: Mühlacker – Baden Baden – Freiburg (210 km)
Stadt / Ort: Freiburg, Kamikaze
Catering: Snacks: Brötchen, Abendessen: Couscous und Ratatouille, Salat, ein Strudel aus Spinat, Feta und Blätterteig.

 
   
Behäbig schälen wir uns in den Tag und frühstücken im Haus meiner Eltern. Gegen 13 Uhr
Abfahrt nach Baden-Baden, der Stadt, in der es Pepe Nietnagel am vermeintlichen Mommsen-Gymnasium allen gezeigt hat – die meisten wissen, daß der Drehort Schulen in Hamburg bzw. München waren, aber es kann dennoch als sicher angenommen werden, daß auf der Landkarte der Populärkultur ebendiese Filme den Standort Baden-Baden erst markiert haben, nicht das Casino, die rentnerdominierte Innenstadt oder gar ich selber, der dort ca. drei Wochen seines Lebens in der Pension La Bussola di Alfredo verbracht hat und dort jeden Abend bei Weißwein und Grappa mit Kugelschreiber wirre Zeichnungen in meinen Karoblock schmierte, um als zerrütteter Wirrkopf Eindruck zu schinden. Außer Scham hat es übrigens exakt gar nichts gebracht. Aber zurück in den Erzählfluß: wir sind mit Christiane verabredet und quälen uns mit Verspätung den Berg hoch zum SWR. Ich bin der Fahrer heute, Niklas als Tech Support bessert zusammen mit Stefanie letzte Details an ihrer Radiosendung nach, die bis morgen früh irgendwie zum WDR muß. Ich eile mit Christiane in die Katakomben für unser Interview, die anderen richten sich einen 'Arbeitsplatz' in einem Gang ein und arbeiten hektisch und mit schwarz geränderten Augen an Schnitten und Lautstärken. Die beiden haben den zerschossenen Look von Existenzialisten, auf den ich damals aus war. Wäre der Schlüssel Arbeit bis zur Selbstzerstörung gewesen, das Selbst-Auslöschen und Unsterblichwerden in den Werken, die auf diesem Wege entstehen? (Und ich war 1998 so sicher, mit Chardonnay und Schnaps auf dem richtigen Wege zu sein.)
Vom SWR aus fahren wir kurz vor der Autobahnauffahrt in ein Einkaufszentrum, das natürlich nicht Baden-Center heißt oder sonstige Namen, die man von diesen Orten kennt (Elbepark, Schlössle-Galerie etc), in Baden Baden heißt es Shopping Cité Baden Baden. Posh. Niklas besorgt das fehlende Kabel im Media Markt, Benok und Christian Spritzflüssigkeit, Wonderwoman und ich Getränke und Gebäck. Auf der Weiterfahrt kauert Niklas auf der Rückbank und fixiert seinen Computer. Wir hören die drei Fragezeichen und die Musikpiraten, eine wirre Story um illegale MC-Bootlegs, die allen auf den Sack gehen. Hinter der Verschwörung steckt ein einflußreicher Musikjournalist, der dann bei seiner Überführung den 'sensationellen Neutönern, diesen Hula Hoops' anbietet, wenn sie ihn nur gehen ließen brächte er sie 'in die Scharts, direkt an die Spitze'. In der Welt der Hörspiele gelten Gesetzmäßigkeiten, die oft völlig sinnlos wirken, aber bei Licht betrachtet eine bessere Alternative darstellen als die Realität, die wir kennen. Ein #1 Album durch positive Erwähnung in einer Zeitung? Das würde die Mühe ersparen, erst mal tausende von Platten verkaufen zu müssen. Unbedingt im Auge behalten.
Im Klub in Freiburg heißen alle Jan, das ist einfach, selbst Niklas heißt doppelt Jan und wir
kommen so auf mindestens fünf von den Brüdern. Die zwei Jans, die wir kennen, haben hervorragend für uns gekocht, besonders der Blätterteigstrudel mit Spinatfüllung steigt in die Scharts ein. Direkt an die Spitze. Der Hauptjan schlägt vor, daß wir ihn Cohen nennen, so wie Leonard, weil er ihn so gut findet. Da wir aber gerade die Einfachheit der Situation mögen - einfach JAN in den Raum zu rufen und irgendwer fühlt sich garantiert angesprochen - können wir ihm den Gefallen nicht tun, obschon wir selber auch alle schon in einer Situation waren, wo man sich aus lauter Sehnsucht nach einem coolen Spitznamen (Magic Johnson oder Air Jordan, DAS sind coole Kosenamen. Bumbum Becker zB gar nicht) einfach selber einen verlieh. Aber ganz so einfach kann man nicht gegen die kosenamenmäßige Ungnade, die ein ein- oder selbst zweisilbiger Vorname bedeutet ankommen, leider; ich selber bin ein gebranntes Kind, das nie einen genuinen Kampfnamen hatte. Björni, Benni, Steffi, Niki, Christi? Ist doch alles Schmu. Alge, Baby, Schrank, Schraube, Schneider – das sind unsere eigentlichen Namen. Aber solange wir keine Deutschpankband gründen, wird uns eh keiner so nennen.
(Nachbemerkung: Den Kampfnamen 'Cohen' hat der Hauptjan sich DOCH nicht selber verliehen, manche kennen seinen Geburtsnamen nicht und weil er ein T-Shirt mit Leonard Cohen drauf hat und spätabends wohl häufig von ihm redet, gilt er einigen Mitfreiburgern als 'der Cohen' oder 'unser Cohele'. Er hat Glück, daß er kein Seniore ist, der immer wieder von Hitler anfängt, sonst hätte er einen deutlich schlechter vorzeigbaren Spitznamen bekommen. Dann wiederum ist es auch unwahrscheinlich, daß oft Senioren in der Indiedisko rumhängen und zwischen MGMT und Maximo Park NS-Zeit-Erinnerungen teilen.)
Heute ist es nicht ganz so voll wie beim letzten Mal, aber voller, als wir befürchteten, weil
Schneetreiben und Eisesglätte eingesetzt haben. Wir stehen wieder unterhalb des Publikums in einer Art Gewölbe und müssen uns erst etwas ins Konzert finden, weil wir durch die Radiosendung, die sich gegen ihre eigene Fertigstellung und Absendung so mit Händen und Füßen wehrt, das ermüdende Fahren durch den Schnee und evtl. Schlafmangel und Feierüberfluß erschöpft sind, noch immer nicht recht abgeschaltet haben und in Tourmodus gekommen sind. Unser Alltag läßt uns nicht einfach gehen, wir müssen uns jeden Abend erst von ihm freikämpfen. Nach ein paar Stücken kommen wir gut rein und freunden uns mit dem Publikum an, das wiederum sehr nett ist. Heute ist es nicht so gemischt wie sonst. Mit dem Film, der hinter uns läuft, sieht es gut aus. Wir geben einige Zugaben, als letztes 'Comandante', das wir eigentlich zur Zeit nicht spielen und nur in einer Art Kurzschlußreaktion abfeuern, weil es mehrmals gewünscht wurde, ungeprobt und – wie sagt man? – aus Scheiß. Gegen Ende des Konzertes wird es etwas unruhig, weil der Schwung nachkommt, der zur Auflegerei kommt, ähnlich wie in Münster, nur daß die Quote von Burschen mit Weizenbier in der riesigen Pranke hier wesentlich höher ist. Als ich beim Abbau mit einem Jan rede kommt einer an und sagt 'wann wird denn aufgelegt? Ich bin betrunken und will heute noch RICHTIG abgehen! Übrigens: gut gesungen!', ein anderes Weizenbier hält mich bei der Schulter und sagt mit einem bundeswehrmäßigen Kopfnicken 'net schlecht'. Ich überlege einen Moment, ihn zu umarmen und zu sagen: was, wirklich, meinst du das ernst, wow, danke! Aber im echten Leben ist meine Phantasie und Schlagfertigkeit nur ein trauriger Bruchteil dessen, was ich in diesen Erinnerungen aus meinem Gag-Reservoir fetze und ich ziehe mit einem 'ok' zurück zu meiner Band zum Aufräumen. Wir trinken noch eiskalte Limo vorm Bus und haben kurze Augenblicke, um mit Norman das letzte Jahr durchzusprechen, er ist extra aus Genf angereist.
Benni schläft bei Jan, wir anderen in einem kleinen Hotel, wo es uns sehr gut gefällt, das Interieur ist ein wenig wie in dem Hotel auf der Reeperbahn, wo wir in Hamburg so gerne übernachten, der Name muß später einer der Personen einfallen, die diesen Text auf Fehler gegenlesen, er ist dann in eine Klammer am Ende des Satzes zu setzen. (Monopol, Grüße Stef) Mit Jans Computer initiieren wir noch einen Upload von Stefanies Sendung, auf daß sie bis zum Morgen, wenn wir uns zum Frühstück wieder treffen, fertig hochgeladen ist. Jan ist fast entschuldigend und bittet, nicht mißzuverstehen, daß er eine Wohnung bewohnt, die vermeintlich bürgerlich ist. Wir beruhigen Jan, daß wir keine Schluffistudis sind, für die alles bourgeois ist, was nicht exakt ihrer eigenen WG entspricht.
 
   
Tag 6, 12.12.2008
Strecke: Freiburg - München (430 km)
Stadt / Ort: München, Feierwerk
Catering: Salat, veganes Chili
 
   
Die Hoteliers fahren zu Jan, es ist direkt um die Ecke. Niklas und Christian wissen es schon, Stefanie und mich haben die lieben Freunde bis jetzt verschont: der Upload hat nicht geklappt und es hat noch immer kein Ende. Mit umwegigen IT-Kniffen bringen wir die Sache zum Laufen, es wird bis vermutlich 14 Uhr dauern, wenn es denn klappt. Auf der Fahrt nach München hält Benni eine Telefonkonferenz mit Jan, der immer, wenn ein neues Fünftel hochgeladen ist, Meldung macht. Als es dann geschafft ist, haben die Kollegen in Köln Probleme mit dem Entpacken, großes Hin und Her, sehr anstrengend, aber ohne Details, die sich hier in Form von Gags, die den Erzählfluß boosten könnten ausschlachten ließen; Ende der Geschichte: es läuft. Zu diesem Zeitpunkt sind wir abgeschafft wie der Weihnachtsmann an Heiligabend, wenn er mit einer Frequenz von ca. 20.000 gpm (Geschenke per minute) seinen Kram ausliefert.
Den Aufbau und Soundcheck machen wir völlig nebenbei, fast ohne es selbst zu bemerken. Wir spielen heute nur 20 Minuten und bauen daher nur rudimentär unser Rockinstrumentarium auf, keine Orgel, Klavier, Glockenspiel. Dann holen uns zwei Taxis ab und fahren uns zum Funkhaus des BR, wo wir erst ein paar Lieder live aufnehmen, dann gehen Niklas und ich ins Interview, während die anderen ausgebrannt auf uns warten. Wir bekommen von unserer Moderatorin Kaline eine Flasche Wein und selbstgebackene Zimtsterne, beides haben wir in etwa einer Viertelstunde weg, wünschen uns Portishead mit The Rip und verabschieden uns. Wir fahren schnell ins Feierwerk und essen eine Kleinigkeit, dann gleich weiter ins Hotel, um noch eine Stunde stumpf zu gammeln.
Zurück im Feierwerk erleben wir alles sehr passiv, weil wir erschöpft, erleichtert und angetrunken sind. Stefanie stellt einen interessanten Rekord auf und trinkt in weniger als zehn Minuten drei Gin Tonic. Wir gehen auf die Bühne, spielen 4 oder 5 Songs in den dunklen vollen Raum hinein und fallen dann auf eine Couch, wo wir live interviewt werden. Das Konzept des Abends ist nicht ganz klar, zumindest uns. Auf einer Leinwand stehen Songs, die dann gespielt werden, das sind die Jahrescharts von m94,5, wie sie ermittelt wurden, wissen wir nicht. Dazwischen wird moderiert, im Raum kaum hörbar, aber das wird dann ins Radio übertragen und manchmal kommen schrill verkleidete Mädchen auf die Bühne und spielen auf einem Hackbrett irgendwas, was andere dann erraten sollen. Es ist ein bißchen wie Flashbacks von einer müdemachenden Droge, also nicht wie der klassische LSD-Flashback, bekannt aus Film & Fernsehen, sondern eher so, als würde man Träume über die eigene Schulzeit haben und es sind gar keine Träume, sondern man ist wieder da. Zeitreise! Das ist das Wort, nach dem ich gesucht habe. An das Interview habe ich keine Erinnerung, nur daran, daß bei Apokalypse das Gegenteil passiert ist wie in Dortmund. Ich verlange Niklas bestes Gitarrensolo und er spielt es pantomimisch, seine Geräte machen keine Geräusche mehr. (Vermutlich eine Art verspätete Reaktion auf das Desaster in Dortmund? Niklas)
Nach dem Konzert geht Niklas mit Hedi, getrunken haben wir vorerst genug, gefeiert eigentlich auch. Wir sehen uns ein bißchen etwas von Frittenbude an und fahren ins Hotel Mark, von dort aus laufen wir in den Imbiss Pipasa (Pizza – Pasta – Salat) und essen noch Pizza, die uns in diesem Moment wie das größte Heilsversprechen des Jahrhunderts erscheint. Nicht fettig, aber heiß, salzig und knusprig und mit einem Biere runtergespült, während im Fernsehen Biathlon kommt. Es ist Damen-Biathlon, eine Schützin hat auf den Sichtschutz ihres Gewehrs ein Foto von einem Baby geklebt, die Kamera fängt es so ein, daß der Schutz ihr eigenes Gesicht bis zum Ansatz ihrer Mütze verdeckt, was den bizarren Effekt ergibt, daß es aussieht, als würde ein Baby schießen und dabei zahnlos in die Kamera lachen. Unheimlich, aber genau, was unser aufgeweichter Verstand verarbeiten kann. Wir rufen laut 'das Baby schießt!' und genießen das Rumsitzen im Imbiß, das seit langem der erste Moment ist, wo nicht noch irgendwas in hektischer Nachtarbeit zu erledigen ist. Die Anspannung fällt in dicken Placken von uns und wir spazieren noch in den Bahnhof, um eine kleine Tafel Schokolade und Getränke zu kaufen. Seltsam, das Konzert war nur wie eine Randnotiz heute. Naja, war ja aber auch so kurz, daß es noch seltsamer wäre, wenn es uns wie ein normales Konzert vorkommen würde. Den sanften weißen Rausch vom Gin Tonic durch den Spaß an Pizza und Biathlon fortschreibend gleiten wir in die Hotelbetten und feiern Benni wie einen Fürsten für die Idee, uns Hotelzimmer zu buchen.
 
Tag 7, 13.12.2008
Strecke: München – Insel Reichenau (240 km)
Stadt / Ort: Reichenau, Bütezettel
Catering: Salat, Käsespätzle bzw. Wiener Schnitzel
Rührei, Baumkuchen, Stullen, Obst, Müsli und trockene Croissants vom Frühstücksbuffet.
Die Nacht im Hotel hat uns sehr gut getan, Christian und Benni hatten sich gleichzeitig gefreut auf und gefürchtet vor einer Busladung Erntehelfer, die auf ihrem Gang früh aufsteht und die beiden vorzeitig weckt, aber sie blieb aus. Stefanie und ich fragen: was sollen die denn jetzt auch ernten? Benni weiß es: na, Eisbergsalat. Weil wir gestern in der unschlagbaren Mischung aus angetrunken, abgearbeitet und hektisch glaubten, daß all meine Kapodaster verschwunden seien, laufen wir noch eben die paar Minuten zum Stachus und kaufen in einem Musikladen überteuert einen neuen, der nie ausgepackt werden wird und nach einigen Tagen im schwarzen Loch in Bennis Umhängetasche spurlos verschwindet, was ich weiß, weil ich dies aus dem Rückblick schreibe (und weil ich den Text noch später gegenlese kann ich ihn bereits entlasten, soeben fand ich den Gegenstand in meiner eigenen Tasche, er muß ihn mir untergeschoben haben). Dafür werden beim Aufbauen im Bütezettel alle Kapos an den Stellen auftauchen, wo wir sie gestern schon vermutet aber nicht gefunden haben. Das passiert häufiger auf dieser Reise.
In dem Musikladen hängen fast surreale Plakate für eine fetzige Damenrockband, deren Motto auf dem Bassdrumfell prangt: 'THE BOMB IS IN DA HOUZE!' Der Bandname will mir nicht mehr einfallen, er ist aber auch gut. Es sind die Details: der erste bestimmte Artikel steht in herkömmlicher Schreibweise, der zweite in 'cooler'. Unterstrichen wird dieser Schlenker am Ende mit der Ersetzung von S durch Z, ein Effekt, der einfach nie seinen Reiz verlieren wird. Eine parallele Googlesuche hat mich eben zur Band geführt, es ist DAISY ULTRA, die noch ein zweites Motto haben: 'Are you ready for the bomb?!' – an dem ich das 'the' vor 'bomb' zwar etwas zu vorsichtig finde, aber das ist vermutlich Absicht, um den Knalleffekt über Satzzeichen zu zünden, was dann ja mit '?!' solide direkt ins Schwarze geschossen wird. Ich kann nicht genau sagen, ob es die Band wirklich gibt oder ob es eine Erfindung ist. Wenn man sich mal alles durchliest, die Info zB, wirkt alles zu perfekt durchkomponiert. Es ist eines der modernen Rätsel, zu denen zB der Locas-Teleshop oder Orson Welles Invasion der Erde gehören. Niemand kann es lösen außer den Beteiligten, die aber alle längst (mund)tot sind. Gefällt mir sehr gut, Kunst, die mich völlig durcheinanderbringt, ist in meinen Augen die schönste. Das jedenfalls ist das beste, was der Musikladen hergibt, das Personal ist stoffelig und desinteressiert und einen Ukulelenkoffer in der richtigen Größe kann man höchstens 'bestellen'. Bestellen im Musikladen bedeutet meistens, daß man die nächsten vier Monate wöchentlich anrufen und nachfragen darf und nichts passiert; den Teufel werde ich tun. Christian redet viel davon, daß der Schlagzeuger der Band Bonfire in der Gegend ein eigenes Museum habe, wo er seine Instrumente ausstellt und er möchte, daß die ganze Band mit einem Großraumtaxi dort vorbeifährt.
Wir rollen los, sammeln Niklas ein und beginnen eine Fahrt so schön wie eine Folge Traumschiff. Durch Schneelandschaften mit Sonnenschein Richtung Bodensee, es ist als würden wir in einer Ansichtskarte existieren. Die Fahrt mit der Fähre ist ebenfalls ein Traum, wir bejubeln uns selber, was wir für eine Spitzenband sind, der Beweis: wir fahren mit der Fähre. Nur richtig gute Bands fahren mit der Fähre. Das restliche Stück Weges sehen Stefanie und ich eine Folge 'Matchball' auf dem Laptop an: die Serie, in der Howard Carpendale in den frühen 90ern den alternden Tennisstar Johnny Storm spielt, der es nochmal wissen will, aber auf dem Wege an die Spitze auch als Mensch zeigen muß, was er drauf hat, nicht nur als Sportler. Um die anderen drei nicht auszuschließen beschreibe ich genau, was gerade passiert und fasse stichwortartig die Dialoge zusammen, dann kommt uns die Idee, daß wir mit dem Klinkenausgang das Kassettendeck ansteuern können. So können alle hören, was bei Matchball passiert und mit ein paar Hilfestellungen entsteht in der Phantasie eine perfekte Episode, in der Johnny auf einer Kreuzfahrt seine neue Duftkollektion vorstellt.
Wir sind früh dran und heute ausnahmsweise extra früh aufgebrochen, weil wir uns schon seit Wochen auf unsere Zimmer in der Pension Hobelbänkle freuen, schräg gegenüber vom Klub, was der ganzen Band, selbst dem Fahrer, das Privileg einer Upscale-Landpension und wildem Feiern schenkt. Einchecken, aufbauen, essen, zurück auf die Zimmer, Konzert spielen.
Vom Konzert sind mir wenig allzu aufregende Details im Kopfe geblieben. Es ist heute nur semivoll, aber es sind einige Leute von weit angereist, aus der Schweiz und dem Schwarzwald, um us zu sehen. An der Bar sitzen drei Holländer, die im Ort sind, um Gewächshäuser zu bauen, was hier normal ist. Die meisten Patente sind bei holländischen Unternehmen, die dann direkt ihre Aufbauhelfer schicken. (Diese drei sind sogar auf unserem Gang im Hobelbänkle untergebracht, die Erntehelfervision ist also fast Wirklichkeit geworden.) Sie unterhalten sich laut, ich laufe irgendwann zu ihnen und versuche, dem, der am harmlosesten aussieht, einen Kuß zu geben, aber er kuscht und alle drei kreischen laut auf, es mag das Verrückteste gewesen sein, was sie auf der friedlichen Insel erlebt haben. Entgegen meiner Absicht sind sie minutenlang aufgepeitscht statt verblüfft und zahm.
Wir beenden das Konzert so zeitig, daß wir Stefanies Sendung im Webstream anhören können, sie gefällt uns sehr gut. Danach sind wir bereit, den vorgezogenen Jahresabschluß zu feiern. Morgen können wir ausschlafen, fahren müssen wir nicht, die Luft ist sehr gut auf der Insel und wir haben herrliche Käsespätzle gegessen. Es gibt viele Leute, die annehmen, die Theorie stimme, daß man zB um Alkohol zu trinken erst eine sog. 'Grundlage' schaffen muß, zB ein Leberwurstbrot. Sollte dies akkurat sein, könnte jeder von uns drei Fässer Schnaps auf die solide Grundlage kippen, die wir so gierig in uns geschaufelt haben. Der Salat ist auch immer so gut hier, es ist die Gemüseinsel Deutschlands. Christian hat ZU seinen K-Spätzle noch ein Wiener Schnitzel als Bonus gegessen, eine Kombination, die ich selbst zu Zeiten sonderbar gefunden hätte, wo ich selber noch mit einem Lächeln im Gesicht Schnitzel verspeiste. Irgendwann schlurfen wir ins Hobelbänkle und spielen Geldschmeißen, ein weiterer Brauch von uns auf der Insel, mit dem wir unser Verhältnis zum Kapitalismus ausloten.
 

Tag 8, 14.12.2008
Strecke: Insel Reichenau - München – Köln (240 km)
Stadt / Ort: München, Atomic Café
Catering: Snacks: Brötchen, Abendessen: China-Imbiss 'Der Kleine Chinese' (daß ein Imbiß wirklich so heißt, kann es eigentlich nur in München geben)

Rauhe Mengen hartgekochtes Ei begrüßen uns am Frühstücksbuffett, das von einem freundlich-griesgrämigen Mann für uns angerichtet wird. Dann räumen wir unsere Zimmer und sehen noch kurz fern. Morgens in Freiburg vorgestern oder vorvorgestern sahen Stefanie und ich eine Wiederholung von 'Gute Zeiten, Schlechte Zeiten'. In der Episode trat eine Band in einer Disco oder einem Rock-Klub auf und spielte Playback zu einem Cover von 'Bus Stop' von The Hollies (wenn meine Erinnerung nicht Schrott ist). Es war Sugarplum Fairy, die zu kurz gekommenen kleinen Brüder der schönen Mando Diao-Typen, die ewigen Zweiten, die fast-so-gut-wie-Buben aus Schweden, die Peter Shaw-Band im jungen rückwärtsgewandten Rock. Wenn man zwei Sekunden darüber nachdenkt, ist es eine mittelmäßige Idee, die der A&R beim Label hatte. Die Band tritt am Rande einer Episodenhandlung auf und dazu hört man ein Lied, das nicht ihres ist. Wer die Band nicht sowieso kennt, wird danach kaum bei google eingeben 'wie heißt die Band, die eben kurz bei GZSZ zu sehen war?'. Wer sie kennt, wird sie danach sicherlich nicht noch besser finden als zuvor schon und aufgrund des Hollies-Songs noch mehr Sugarplum-Alben bei amazon bestellen. Ich kann mir gut vorstellen, wie der A&R und die Jungs es besprachen:
A&R: Doch, das ist ein Hammer-Tool, die Serie sehen jeden Abend zwei Millionen Kids in der relevanten Altersgruppe, damit breaken wir das Thema und bringen nochmal Momentum rein, wenn wir mit der geilen Backstory nochmal an die Radios herantreten!
SF: Aber es ist nur Playback, nur wenige Augenblicke und der Song ist nichtmal einer von uns, was soll denn das bringen?
A&R: Hört mal, für diesen Plot haben hier viele Leute hart gearbeitet und ich selber habe Gefallen eingefordert, die ich kein zweites mal bekomme. Natürlich kann ich euch nicht zwingen, aber wenn ich meinen Leuten jetzt sage, daß ihr keinen Bock darauf habt, dann werden die wahrscheinlich auch die Lust verlieren, sich für das Thema Sugarfairy einzusetzen.
SF: Ach, was solls, wenn du so überzeugt bist, dann machen wir es.
A&R: Hammer. Hammer. Das wird wirklich nochmal was bringen, wartet nur ab.

(Als ich Claire davon erzählte, meinte sie, daß die Band auch noch ein eigenes Stück gespielt habe, was natürlich mehr Sinn macht - ob es eine bombige Idee war, bezweifle ich dennoch; es ändert auch nichts daran, daß das Gespräch EXAKT so gelaufen ist wie skizziert, so sind Gespräche mit A&Rs nämlich immer. Sie hatte außerdem ein Detail wahrgenommen, das ich eben bei youtube verifizieren konnte, nämlich daß die versprengten Gäste im Klub ihre Getränke aus gedeckelten Bechern trinken, wie man sie bei McDonalds bekommt. Ungefähr so sieht die Welt der Bands und Klubs in den Köpfen von TV-Leuten und A&Rs wirklich aus.)
Naja. Back to Bodensee: wir gehen auf der Insel spazieren, es gibt einen schönen Aussichtspunkt dort, von dem aus man alles sehen kann, gerade an so einem klaren Tag. Auf der Fähre zurück haben wir Sicht bis zu den Alpen, wir sind riesige Panoramafans.

Das Navigationssystem bietet uns eine andere Route an als die, über die wir gekommen sind, wir sollen über die Schweiz geleitet werden. Aufgeregt rufen wir: jaaaa, Niklas, bring uns in die Schweiz, wir wollen Schokolade und Limo kaufen! An der Grenze werden wir angehalten, sollen erklären, wer wir sind und was wir wollen. Der Grenzpolizist fragt in diesem Dialekt, der sogar Grenzpolizisten liebenswürdig wirken läßt, ob wir auch Zehdeh dabeihaben und betont nicht, wie im Deutschen Zeh-Deeeh, also auf der zweiten Silbe, sondern auf beiden. Er will abklopfen, wie viel Merchandise wir bei uns führen, um uns ggf. hart mit Zoll zu belegen, dabei wollen wir doch nur Transitverkehr sein. Nach langen Minuten können wir passieren, fahren ca. 100 Meter an den Kreisverkehr, an dem uns bewußt wird, daß wir keine Vignette haben, um überhaupt auf die Autobahn zu dürfen. Wir fahren zwei mal im Kreis drehen um, passieren den Zoll erneut, fahren wieder zurück und den gewohnten Weg. Immerhin waren wir eine knappe Minute in der Schweiz, das macht unsere Reise nur NOCH reicher an schönen Eindrücken. Entgegen unserer Befürchtung werden wir bei der Ausreise nicht erneut angehalten, uns ist durchaus bewußt, daß unser Verhalten die Zöllnerfrage 'was haben sie eigentlich soeben gemacht?' rechtfertigen würde.
Auch in München kommen wir viel zu früh an, obwohl wir zwischendrin noch an einem Rastplatz einen Kuchen gegessen haben wie Sonntagsausflügler, von denen übrigens viele unterwegs sind für einen quicken Ski-Fun. Daher essen wir schon jetzt zu abend, um später gemütlicher Soundcheck und Interviews machen zu können. Den Raum stellen wir mit Stühlen und ein paar Tischen voll, alles läuft gemütlich und ohne Zwischenfälle in ruhigen Bahnen, unser alter Freund Klaus macht ein Interview mit uns, mein Schulfreund Glöckle kommt zu Besuch und erzählt davon, daß in seinem Bekannten- oder Kollegenkreis eine Frau Mangelerscheinungen hatte, die einen starken Verdacht auf Leukämie nahelegten, aber dann stellte sich heraus, daß es Skorbut war. Das muß man sich mal vorstellen, 2008 noch Skorbut. Scheinbar ist sie Vegetarierin, aber aß nie Gemüse oder Obst sondern lebte quasi von Nudeln oder Kohlehydraten.
Unser Konzert ist sehr gut besucht, der Raum ist schön voll, es klingt super. Für einen Sonntagabend in München hätten wir gewiß nicht mehr erwarten können. Es gibt auch einen Mitschnitt, aber wir haben ihn noch nicht gehört, oft möchte man auch nicht, daß die Erinnerung an etwas durch solche Dokumente verändert wird. Wir bleiben noch ein wenig, um mit alten und neuen Freunden zu reden, Malte ist noch gekommen, da er morgen eine Prüfung in München hat, Till und Jutta sind da – lauter Leute aus unserer Geschichte, deren Wege sich noch immer mit unseren kreuzen, das ist für uns das Equivalent zu Dingen wie Jahrgangs- oder Klassentreffen, nur eben in nicht scheiße. Leute aus der eigenen Vergangenheit, die einen Platz in der eigenen Gegenwart haben, der sich nicht ausschließlich über den aus der Vergangenheit definiert.
Jemand hält mich auf: ich habe noch EINE Frage. Ich: ok, na klar. Er: Euer Song 'Sachen' – wieso habt ihr den erst als Zugabe gespielt? Ich verstehe die Frage nicht, weil... es keine wirkliche Frage ist. Normalerweise werden wir gerne mal gefragt, warum wir Song x, y oder z nicht gespielt haben, aber daß wir unsere Set-Dramaturgie erklären sollen, ist neu. Hintergrund der Frage: der junge Mann findet die Lieder von uns, die 'rockig oder punkig' sind, die Stärksten und hätte daher erwartet, daß wir sie früher am Abend abfeuern. Er ist dennoch hochzufrieden, also haben alle gewonnen.
Angetrieben vom Hochgefühl, daß wir soeben unser schönstes Konzert in München aller, aller Zeiten hatten, fahren wir zurück nach Köln, um morgen wieder funktionieren zu gehen. Beim Abschied vorm Atomic Café letzte Fotos, Umarmungen, Adieus. Der Laden gegenüber hieß vor einigen jahren noch 'Sexy Hexy'. Finde mir eine Stadt, in der es ein Sexy Hexy, einen 'der kleine Chinese' und derlei mehr gibt, die NICHT München und NICHT in Österreich ist und du hast eine Anomalie in der Welt entdeckt.

 
Tag 9, 19.12.2008
Strecke: Köln – Berlin (590 km)
Stadt / Ort: Berlin, RAW-Tempel
Catering: Snack-Box mit Fischli, Laugenbrezli und Pizzacrackern, Schokoriegel, Chips, Unmengen Wein
   
Das Übliche trödelige Aufbrechen, aber wir sind eigentlich zeitig genug dran, denken wir. Christian wartet bereits seit einer halben Stunde auf uns, spricht mit italienischem Akzent und droht uns, bei einer Band, die in der Nähe probt, mitzumachen, da diese auch einen geileren Bus fahre als wir. Mit flinken Händen räumen wir unsere Sachen in den Bus, zum letzten mal dieses Jahr. Während wir Boxen und Verstärker wuchten, zählt Benni nochmal genau ab, wie viele Grußkarten dabei sind. Er will, daß alles perfekt ist in seinem Merchandise-Köfferlein und überläßt die körperlich anstrengendere, geistig aber anspruchslosere Arbeit uns anderen, die er 'die Primitiven' nennt.
Die Fahrt nach Berlin ist eine der schrecklichsten, die wir überhaupt hatten seit wir auf Konzertreise gehen (auf Platz 1 nach wie vor Leipzig-Köln 28.5.2006), mehrere Stunden verspätet kommen wir erst nach 20 Uhr an, um 21 Uhr sollen die Türen aufgehen. Wir bauen in Windeseile auf, unsere Mischerin heißt Mia und ist zum Glück gelassen und kompetent. Wir beeilen uns so gut es geht, in den letzten Minuten unseres Soundchecks werden dann auch schon Leute in den Vorraum gelassen, es gibt keine Minute, in der wir zur Ruhe kommen oder etwas essen gehen können, wir bitten Benni, uns etwas zu besorgen, aber der tatsächliche totale Mangel von Pufferzeit lassen den Top-Manager chancen- und uns nahrungslos. Wir haben zum Glück eine Snackbox bekommen, darin sind diverse Abteilungen mit verschiedenem Knabberspaß. Außerdem Chips und kleine Schokoriegel und drei Flaschen von dem Wein, den wir gerne trinken.
Peer und Marius eröffnen als Zweierbesetzung von Mobilé das Konzert, es ist das einzige mal auf dieser Tour, daß wir einen special guest haben. Als sie anfangen, ist es schon richtig voll und ihr Konzert eines der besten, das wir überhaupt je von Peer und Mobilé gesehen haben. Daß es im Raum ganz still ist, trägt viel bei. Die erste Hälfte des Konzertes sehen wir uns aus dem Raum an, die zweite aus dem Nebenbühnenbereich, Niklas liegt die ganze Zeit embryotisch auf dem Sofa; die schrecklich zähe Fahrt mag als hinreichender Grund angeführt werden, Stau ist für den Fahrer am schlimmsten und wesentlich anstrengender als zB eine lange Strecke schnell zu fahren, weswegen wir so große Befürworter des Nachtfahrens und Gegner des Tagfahrens sind.
Unser eigenes Konzert erleben wir erneut rauschhaft. An den Konzerten, die wir gerade spielen, gefällt uns, daß sie sich für uns so gar nicht nach 'Abliefern' anfühlen, als gäbe es keine zu erfüllenden Erwartungen, wie wir und der Abend mit uns zu sein haben. Vor allem an den Abenden, wo das Publikum sitzt funktioniert es hervorragend, wir alle sollten uns von der Rockshow, wie wir sie kennen, völlig verabschieden, sie ist ein überkommenes, statisches Medium. Es sollte nur noch überzogene Supershows geben wie bei den Flaming Lips und als Gegenstück bestuhlte Konzerte; da kann man noch was rausholen, alles andere scheint erschöpft und bekannt zu sein. Seh- und Hörgewohnheiten ändern durch Veränderung von Benehmen statt durch das Erschaffen vermeintlich neuer Nuancen in Sound und dessen Ablieferung. Ich werde sofort eine Notiz machen.
Wir spielen heute so lange wie noch nie oder zumindest ungefähr so lange wie in Dortmund, bei 'Straight' und dem finalen 'Packeis' kommt Peer mit seiner Bratsche zu uns auf die Bühne. Il Grande Silenzio ist bereits vorbei als wir die letzten Zugaben spielen, es läuft das DVD-Menü. So lange haben wir gespielt. Ob wir zu unserer Maxime der 50-Minuten-Konzerte zurückkehren müssen, bleibt noch zu erforschen, aus eigenem Erleben wissen wir, daß die allermeisten Konzerte, die länger als ca. 90 Minuten dauern zu lange sind, egal wie sehr man die Band mag, aber es ist so schwer zu sagen, da man die eigene Band nicht live sehen kann und es sich für uns und Publikum anfühlt, als sei es zumindest heute passend so lange zu spielen. Auch heute sind viele alte Freunde und Wegbegleiter da: Kurt ist mit seiner Freundin und einem Geschenk im Säckle gekommen, er wirkt größer als ich ihn in Erinnerung hatte. Der Dude ist da und reicht mir im Konzert ein Foto von Nikki Sudden auf die Bühne, danach welche von den Dackel 5; Jasmin, Malte, Sebastian, die Mobilé-Entourage, die Osnabrücker... es ist erneut wie ein Familienfest. Als wir fertig sind gibt es viele schöne Gespräche, wir würden unser Publikum gerne umarmen. Marek hat Kekse für uns gebacken. Am liebsten mögen wir es, wenn unser Publikum völlig gemischt ist. Wir halten Konzerte, wo vier hübsche, dünne junge Männer in engen Jeans auf der Bühne stehen und im Publikum sieht eigentlich jeder so aus wie die Typen auf der Bühne, für Spießerkram. Heute haben wir eine Mischung so bunt, äh, wie Berlin selbst: Punker mit pinken Haaren, düstere Gothic-Fans (sind es unsere ernüchternden Texte voller Selbstzweifel und Weltekel, die sie ansprechen? Ich hoffe doch!), Familien usw. Sie alle verbindet, daß wir sie für das beste Publikum der ganzen Welt und aller Zeiten halten und am liebsten jedem einen Piccolo und ein kleines Plüschtier schenken würden.
Irgendwann am Morgen fahren wir ins Hotel, um wenigstens noch kurz den Luxus von Billighotels genießen zu können. Niklas wählt aufgepeitscht und erschöpft einen falschen, aber ähnlichen Straßennamen im Navigationssystem an und lümmelt sich erwartungsfroh auf dem Beifahrersitz. Für die 1,6 km brauchen wir durch seine Gag-Navigation eine Stunde und fallen gegen 5 Uhr in die Betten, hungrig, blau wie Haubitzen und restlos glücklich darüber, was wir für schöne Sachen erleben (das bezieht sich auf das Konzert, nicht auf die beiden Fahrten drumherum).
 
   
Tag 10, 20.12.2008
Strecke: Berlin – Hamburg - Köln (720 km)
Stadt / Ort: Hamburg, Grüner Jäger
Catering: Brötchen und Kuchen
 
   
Niklas klopft an die Türe und sagt durch, daß er prüfen gehe ob das Frühstück einen Besuch wert ist und macht dann die Durchsage, daß er empfehle, zur Tafel zu kommen. Ein Eierbrötchen mit viel Salz ist ein prächtiges Katerfrühstück, der Körper schreit nach Salz und Heißem. Dann wie üblich Duschen, Koffer packen und am Bus treffen. Wir wollen unbedingt noch Svana besuchen, die seit kurzer Zeit ein Café betreibt. Den Bus stellen wir in einer unbelebten Baustelle ab und betreten das Café Mania, das sie in ein 'Ramones-Museum' integriert hat, das wiederum Bekannte von ihr machen, eine Sammlung vom Memorabilia wie Jeans, Poster usw. Hungrig noch von gestern essen wir Bagel und Kuchen und freuen uns, Svana wiederzusehen, das letzte mal ist bestimmt Monate her (bzw. sogar sicher, es muß der 17. Februar gewesen sein).
Wir lassen unsere Taschen im Café, holen fix Melodika, Ukulele, Baby Taylor (die kleine akustische Gitarre) und ein Snarefell aus dem Bus, da wir ein Treffen mit den Göbel Bros haben, Peer und seine Co-Moderatorin Mila haben uns in die Undertube eingeladen, ihrer Mischung aus physischem und virtuellem Transit, dieser Trambahn im Web, Malte ist Kameramann. Zerschossen von Erkältung, dem Winter, der Tour und der Feier bis in die frühen Stunden hängen wir etwas in den Seilen, aber haben eine wundeschöne halbe Stunde mit unseren lieben Gastgebern. In der rollenden S-Bahn reden wir viel und spielen 'ICE' und 'High Pain Drifter', mal gespannt, wie alles rausgekommen ist und ob wir auch hier wie in München beim BR unser großes Talent entfalten, sobald eine Kamera läuft 20 Jahre älter auszusehen. Das Interview mit Mila und Peer ist schön, weil es kein Frage-Antwort-Katalog ist sondern ein Gespräch, das mögen wir am liebsten, wenn das Reden über Band sein, Platten machen, Touren spielen, Pläne schmieden nicht ins Nichts läuft, sondern sich die beiden Parteien über Dinge reden, die ihnen wichtig sind, die sie ernst nehmen. Viele der Interviews, die wir zur Zeit machen, sind gut, aber oft ist es auch das Abarbeiten der üblichen Fragen, die vielleicht eine Berechtigung haben mögen, uns selber aber mittlerweile langweilen. Die 15,90, die wir für unsere Gruppenkarte bezahlt haben, waren jedenfalls gut investiert, es ist mit Abstand die schönste Bahnfahrt, die wir in Berlin hatten.
Auf ein letztes Getränk und zwei Schalen Suppe gehen wir noch einmal zu Svana, die uns beim Verabschieden noch in einen Kramladen um die Ecke schickt, wo wir Instant-Schnee und Duschköpfe kaufen, in denen LEDs sind, die durch Wasserkraft zum Leuchten gebracht werden, so daß man wortwötlich im Licht badet. Ein Lebewohl an Berlin und mit großer Verspätung verlassen wir die Stadtgrenze.
Die Fahrt ist langweilig, zumal es dunkel ist und wir so sehr gegen die Zeit fahren. Im Klub essen wir ein schnelles Brötchen und tun uns mit Aufbau und Soundcheck ein bißchen schwer, weil Bühne und Raum eine Kurve machen und wir das Gefühl haben, alle etwas nebeneinander herzuspielen. Wir bekommen Besuch von Miri und Angi, die uns einen Kuchen gebacken haben, außerdem gibt es Kekse und Wein in ernstzunehmenden Mengen. Dann stößt unser Freund Alexander zu uns und die restliche Zeit zwischen Soundcheck und Konzert setzen wir uns mit ihm in unser Backstagegeschoß. Niklas rollt sich in eine Ecke, eine Haltung, die er 'cool' findet und für die er sich manchmal auf schmutzige Böden legt: er provoziert gerne, zB mit Konzepten wie Zurschaustellung von Erdverbundenheit, pfiffigen Wortwitzen, einem eigenen Dialekt, kleinen Geschenken oder unerwarteten Handlungen; oder Kombinationen und Variationen davon.
Leider konnten wir heute keinen guten Platz für unseren Beamer finden, die V-Form des Raumes ließ es nicht zu, eine gute Projektionsfläche zu bestimmen, die nicht irgendeinen Raumteil ausgeschlossen hätte, daher leider kein Film während des Konzertes. Wir brauchen heute wieder ein paar Augenblicke länger, um ins Geschehen zu finden, zumal auch ein bißchen Wehmut mitschwingt, denn es ist das letzte Locas-Konzert dieses Jahr, der vorläufige Endpunkt unserer Wintertour. Der Raum, der auf meiner Seite des V ist, ist bestuhlt, der rechte Raum vor Niklas ist bestellt, bzw müssen die Gäste dort stehen. Es ist wieder sehr gut besucht und ganz dicht an der Grenze zu 'zu voll'. Eigentlich kann es nicht ZU voll sein, aber bei Konzerten, wo Leute sitzen und andere nicht, kommt Unruhe rein, wenn zu viele keinen guten Platz haben, denn ihre Ausgangsposition, das Konzert zu hören ist eine völlig andere als die derer, die entspannt sitzen und nicht vom linken auf den rechten Fuß wanken müssen, um sich den Bewegungen des Kopfes, der vor einem steht, anzugleichen und immer an ihm vorbei auf die Bühne zu schauen. Die Atmosphäre im Grünen Jäger ist klasse, es klingt plötzlich auch Welten besser als noch beim Soundcheck, was ja ideal ist, andersrum ist es furchtbar, so herum in Ordnung. Niklas reißen heute viele Saiten, sie verstehen, daß es der letzte Tag ist und wollen ihr Ende inszenieren wie große Entertainer: im Spotlight, auf der Bühne. Niklas ist Gegenständen gegenüber so feinfühlig, daß er instinktiv versteht, was seine Apparate von ihm wollen und reißt energisch alle sechs Saiten und die Brücke von seiner Saturn und wechselt IM Song zurück auf seine akustische Gitarre. Nach dem Konzert ein letztes mal mit alten und neuen Bekannten plaudern und ein großer Abschiedsumtrunk nachdem der Bus beladen ist markiert den letzten Punkt, der hinter die Geschichte gesetzt wird. Selbst unsere alte Freundin Anja ist gekommen, die ganz hysterisch vor Vergnügen darüber ist, daß wir neben ihr scheinbar die einzigen sind, die der Barbie-Hörspielreihe den verdienten Platz im Kanon der deutschen Nachkriegsunterhaltung einräumen. Oh, an dieser Stelle lasse ich mal fallen, was ich den billigsten Scheiß finde, seit es Feuilleton gibt: das inflationäre Arbeiten mit vorgestelltem 'Generation' oder nachgestelltem '-Kultur', um zu versuchen, hohle Allgemeinplätze auf Mario Barth-Niveau zu etwas aufzublasen, was die besseren Leute diskursfähig finden mit ihrer spießigen Ironie und ihrem Zwang, sich immer über alles zu erheben, die bescheuerten Oberlehrer. Ich möchte direkt ein Beispiel liefern, wie man diesen Billigtrick anwendet. Weil ich gerade einen Text schreibe, den ich später ins Internet stellen werde bin ich ein 'Fast-Food-Autor' der 'Generation Blog'. Oder weil ich manchmal Fahrrad fahre gehöre ich vermutlich zur Generation Bike mit ihrer Fortbewegungs-Kultur. Die Beispiele kann man sicher noch gezielter wählen, man kann quasi eine ganze Beispielkultur eröffnen, aber da müßte man schon einer dieser Pfiffikusse der Generation Mistschreib sein. Dieses Hernehmen von zwei, drei Gemeinsamkeiten, die eine bestimmte Gruppe Menschen hat, es so zu beschreiben als hätte man diese Gruppe damit komplett entlarvt und durchschaut und dann in eben beschriebener Weise zu kennzeichnen, das ist so lahm.
Mit einem kaum steigerbaren Gefühl von umfassender Erfülltheit sinken wir in unsere Sitze und Niklas ist bereit, den Kahn nach Köln zu steuern. Die Kuchenreste essen wir wie Urmenschen mit der ganzen Pranke, ganz froh über unsere schöne Tour, die die beste Tour aller Zeiten ist, die wir je gemacht haben. Die Erlebnisdichte war gut, die Konzerte spitze, wir wünschten, wir wären beim Planen nicht so zurückhaltend gewesen. Ursprünglich wollten wir vier Konzerte machen, vielleicht sechs, wenn es sich ergibt und Benni brachte dann immer mehr an - wir hätten vermutlich doppelt so viele Konzerte spielen können, aber es war so wenig zeit für alles, seit Monaten nicht mehr wirklich geschlafen sondern nur aufgenommen, genäht, gemischt, gedruckt, geplant, geübt, gefahren, gearbeitet. Das Gefühl, daß sich alles so gelohnt hat, daß der verschwenderische Umgang mit der eigenen Kraft, die Verschiebung der Grenzen der eigenen Belastbarkeit sich in so etwas Tolles aufgelöst hat, ist wunderschön und befriedigend, daß wir wünschten, es wären noch zwei, drei Konzerte mehr, noch ein paar Abende mehr, an denen wir alte und neue Gesichter sehen, an denen wir uns mit Fremden und einander unterhalten, herumfahren, schlecht oder gar nicht oder gut essen, zu lange feiern, zu viel trinken, zu wenig schlafen und genießen können, wie schön es ist, wenn Benni, Niklas, Christian, Stefanie und Björn zusammen mit dem alten anfälligen Bus in der Gegend herumfahren, ihre Lieder spielen und Il Grande Silenzio zeigen. Wir reisen also geschwind durch die Nacht und kommen ausnahmsweise mal besser durch als sonst und daher früher als gedacht nach Köln. Benni singt ein letztes mal seinen Hit 'ja ja ja jaja jaja' für uns, er hat auf dieser Tour sogar eine neue Strophe geschrieben. Manchmal bat ich ihn auch gegen die Langeweile langer Fahrten mir ein Lied mit der Vorgabe einer Textzeile zu singen. So entstand auch folgendes schöne kleine Lied: 'ich war nie dein Clown, du kannst mir immer vertrauen. Ich will, daß du ganz sicher bist – meine Liebe ist kein Witz'. Uns erwartet zuhause immerhin neuer Duschspaß inkl. Licht und Schlaf auf dem Niveau von Zementsäcken.
Vielen Dank an alle Konzertgäste, Veranstalterinnen und Veranstalter, Klubbesitzerinnen und Klubbesitzer, Köchinnen und Köche, Mischerinnen und Mischer, Interviewpartner und selbst für die Polizeikontrollen, die komplett ausgeblieben sind bis auf den kurzen Moment, als wir von München auf die Autobahn fuhren um vor der Heimreise nach Köln zu tanken, ist ein warmer Platz in unseren kleinen Herzlein (denn es blieb bei kurzer Ausweiskontrolle, Fragen nach unserer Rockigkeit und Rumkumpeln mit Niklas zum Thema Bus). Bis bald, es war großartig.