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Winter 2005

17.11. Köln-Frankfurt


Wie es sich gehört, verspätet sich unsere Abfahrt. Alles mögliche zwischen einfachem Volltanken des Buses oder Abholen der Band und komplizierteren Aufgaben wie kleineren Zimmermannsarbeiten wollen in letzter Minute erledigt sein; erst sehr spät verlassen wir Köln und das dann aber auch mit Freude. Auf der Fahrt nach Frankfurt gibt es noch ein schnelles Telefoninterview. Freie Radios stellen gerne die Frage, was den Konzertbesucher am Abend denn erwartet. Eine langweilige Frage, wenn man nicht wie DJ Bobo sagen kann: bei Pirates Of Dance erwartet die Fans eine exotische Mischung aus meinen stampfenden Kinderliedern und verkleideten Erwachsenen, die irre tanzen und mit Tanzbewegungen die Songs zum Thema 'Seeräuber' illustrieren. Der Laden heißt Clubkeller und ist leider ein echter Keller. Die Treppen sind steil und gewunden, wir bekommen harte Muskeln vom Tragen unserer Sachen durch den hakeligen Parcours. Bühne gibt es keine, nur einen großen Teppich. Ansonsten ist es sehr gemütlich und - wie sagt man - urig im Gewölbe. Der Chef ist auf eine ruppige Art charmant und zuvorkommend und interessiert uns für altes Equipment, das er zuhause rumstehen hat. Aufbau und Soundcheck sind minutenschnell erledigt, dann schickt uns Ansgar um die Ecke um etwas zu essen. Die Gruppe entscheidet sich für Pizza, seltsamerweise essen wir mittlerweile nämlich eigentlich überhaupt keine Pizza mehr. Das letzte mal Pizza vor einem Konzert war als wir mit Anajo ihr fulminantes Homecoming in Augsburg spielten und Jockel zwischen Griebenwurst und Pizza für Pizza entschied, weil sie billiger und nahrhafter ist. Erst sehr zögerlich, dann aber doch entschieden füllt sich der Klub und Kevin kann anfangen. Die Leute hängen an seinen Lippen und wollen ihn kaum gehen lassen, dann kommen wir. Wie es sich für ein erstes Konzert jeder Tour gehört, sind wir noch mit einem Bein zuhause und nicht auf Tour, spielen nicht sehr aber ein ganz klein wenig kraftlos und unkonzentriert, aber dennoch mit allem, was uns an Hingabe zur Verfügung steht. Im Tennis wäre es vergleichbar mit einem ersten Satz, den man nur knapp gewinnt, 7:5, um dann im zweiten 6:2 oder 6:3 den Sack zuzumachen. Am Ende des zweiten Satzes noch ein paar Doppelfehler, aber immerhin. Der Abend entwickelt sich in die Länge, es gibt Indiedisko und wir haben kein Limit beim Abholen neuer Getränke. Irgendwann nimmt uns Ansgar mit in sein Haus, verteilt uns auf diverse Räume, erklärt uns die Tiere, die im Hause wohnen und den Kühlschrank, der auch eine Eiswürfelmaschine mit zuschaltbarer Crush-Funktion ist. Irgendwann am Morgen schlafen wir ein, es ist kalt und wir fangen ganz langsam an uns wie auf Tour und wie weg von dem ganzen Kram zuhause zu fühlen. Gut.

18.11. Frankfurt-München

Die Disziplin macht, daß wir um 9 Uhr aufstehen. Wenn wir duschen, tropft unten im Wohnzimmer Wasser durch die halb aufgerissene Decke, aber Ansgar scheint sich darüber sogar zu freuen, er mag Action aller Art. Das Frühstück ist so wie wir uns das wünschen inklusive außergewöhnlicher Joghurtsorten. Bis 11 Uhr sind wir fertig (die selbst gesetzte Abfahrtszeit), wir müssen pünktlich nach München, weil wir vor dem Konzert noch einen Termin mit M94,5 haben. Ansgar führt zum Abschied das Ganzkörperbananenkostüm vor, das er trägt, wenn er als DJ Banana auftritt. Wir sind stolz und gerüht, daß eine fröhliche mannshohe Banane uns zum Bus begleitet und sich diverse Platten aus unserer Kollektion aussucht, um sie einem Freund mitzubringen, der zwanghaft signierte Platten sammelt. Als wir die Robot-10" auf der Hinterseite signieren, müssen wir zusätzlich noch die Vorderseite beschriften, eine Sammelregel ist, daß vorne signiert wird (hat mit der Vitrine zu tun, in der die Platten dann ausgestellt werden). Dann fahren. Beim ersten Halt in Bayern schlägt die Polizei all ihre mit uns erlebten Rekorde (aufmerksame Leser wissen, daß sie in der vergangenheit gut daran gearbeitet hat, den Worten zudringlich und übereifrig Steigerungen hinzuzufgen): wir öffnen nach dem Einparken die Türe und schon stehen sie vor uns. Ganz klassisch eine forsche junge Dame und ein älterer kumpelhafter Herr mit grauem Schnauz und gepflegtem Mecki in Anthrazit. Sie prüft alles, was wir an Papieren haben und ist angepißt, daß man uns nichts kann. Er fragt, was wir für Musik machen und als Kevin ihm erklärt, Benni sei der Ragga, findet er es logisch, daß wir jemanden haben, der die ganzen Raggs trägt. Die Routenplanung ist wieder in Topform, führt uns schnell ans Ziel und beim Radio fühlen wir uns sofort zuhause. Lauri und Jutta sind (wir hoffen extra wegen uns) da und es scheint, als hätten sie immer mehr Kollegen in ihrem Spitzenradio. Wenn der Teufel sich München holen wollte und sagen: nennt mir einen Grund, diese Stadt nicht zu verschlingen - M94,5 wäre es. Wir machen ein Interview, bei dem wir unvorsichtigerweise auf unsere Mixtapeaktion pochen, nehmen noch drei Songs in Minibesetzung auf, also kleines Schlagzeug und alles ganz leise. Wir sind zufrieden mit dem Minimalismus und wollen bald in einer Pizzeria auftreten. Gespenstischerweise ist die Adresse des Klubs dieselbe wie die, in die Stefanie und Björn jetzt ziehen. Ein Zeichen, daß der Abend spitze wird. Der Veranstalter hat uns eine Vorband ausgesucht: Herz. Im Anhang der Band ist Marc Terenzi, wenn auch inkognito. Laut ihrer Homepage sind alle aus der Band 18 oder 20, in echt sehen sie aber aus wie 25 oder 30, nur dem Schlagzeuger glaubt man seine 16. Wir vermuten, daß Terenzi ihnen nach dem Erfolg von Tokio Hotel empfohlen hat, das Alter zu fälschen. Und bei uns ist ihr Geheimnis sicher. Der Aufbau ist entspannt, das Essen sehr gut. Für die Vegetarier Lasagne mit Kürbis und Mangold und nicht zu fettig und käsig und dann noch Spaghetti Bolognese, angeblich auch sehr anständig. Es läuft brüllend laut Musik zwischen Big Beats und Gypsy Kings. Dann entfaltet sich der Abend langsam und schön. Es kommen andauernd Leute mit Mixtapes, viele bringen uns welche, die sie selber mal irgendwann bekommen haben, aber wir bekommen Ärger von den veranstaltern und müssen dieser Aufweichung der Regeln entgegenwirken. Die Mixtapes müssen extra für uns angefertigt und mit allen Tracks beschriftet sein. Herz spielt, Terenzi schießt Fotos und ist zufrieden mit seinen Jungs. Wir bekommen leider nicht genug mit, wir begrüßen Leute, die wir kennen und bereiten uns vor, trinken zB Sekt. Es ist voll und Kevin spielt, er ist noch mal besser als gestern, entspannter und intensiver, spielt super Gitarre und es wird sogar versucht, dazu zu tanzen. Als wir dann anfangen ist die Stimmung so gut, daß wir uns nur draufsetzen müssen und uns wie von einem edlen Pferd tragen lassen. Bei den Sachen, die schnell und zugänglich und Indiepop sind, wird getanzt, bei den ruhigen Sachen zugehört, beim Krach läuft auch niemand weg. Wir sind zufrieden mit dem Verlauf und spielen um unser Leben, richten ein bescheidenes Massaker auf der Bühne an als wir Our Hearts spielen und kommen für eine Zugabe zurück auf die Bühne. Bei unserem neuen Screamo-Hit Aufstieg und Fall der schichterprobten Nachtjacken spielt Niklas eine desaströs verstimmte Gitarre, daß uns schwindelig wird, wir hoffen, daß die Zuhörer denken, es sei Kunst und müsse so. Bei der einzige Song ist alles wieder in Ordnung und wir gehen von der Bühne, alle im Raum scheinen so zufrieden zu sein wie wir selber. Wir reden mit allen Leuten, die da sind, schließen neue Freundschaften, feiern M94,5, verabreden uns für woanders um dann aber doch im Klub als Nachtjacken zu versacken und bis spät morgens zu trinken, reden und feiern. Es geht uns hervorragend. Wir geben ein ungewöhnliches Interview, das viel Spaß macht. Die Fragen sind seltsam und wir müssen einsilbig antworten. Endlich mal Abwechslung in der Interviewsituation. Dann fahren wir in Helmuts Stadtwohnung, essen einen Pudding, gehen zum Teil schlafen, zum Teil wird das Ganze weiter verlängert. Die Abende sind extrem lang auf dieser Tour. Spätestens jetzt fühlen wir uns so wie man sich fühlen will, wenn man von zuhause wegfährt und diese Mission hat. Ah, Tour.


Marc Terenzi und die Jungs von Herz sagen: weiter so, Locas In Love!


19.11. München-Trostberg

Heute wachen wir ausgeruht auf, Niklas, Stefanie und Björn besorgen ein großes Frühstück und ganz allmählich verlassen wir München. Eindrücke von gestern und heute wie der Laden Registrierkassen GEIL, der Optiker Krass Krass Krass (oder gar vier mal?), die Erinnerung an den triumphalen Sieg beim Tischkicker von Stefanie und Björn (eine Revanche verweigerten sie den Gegnern, um sich diesen Erfolg niemals nehmen zu lassen) und der großartige Abend lassen uns die Autobahn mit einem milden Lächeln befahren. Benni hat Druck auf die ganze Gruppe ausgeübt um zeitig genug anzukommen und natürlich sind wir sowas von zu früh in Trostberg, daß wir uns beinahe anstrengen müssen, so viel Zeit totzuschlagen. Wir gehen nach dem lahmen Ausladen und zähen Soundcheck etwas essen, sehen uns Auslagen in Fotoläden an und so weiter. Der Trostberger hat einen Sinn für künstlerisch veränderte Fotos: Konturen milde aufgelöst und Verschmelzungen mehrere Motive in ein einziges Bild. Wären wir intellektuell, würden wir uns wünschen, Walter Benjamin und Roland Barthes könnten mit uns diese herrlichen Bilder sehen und uns sagen, was ihnen dazu einfiele. Immerhin haben wir Benjamin Walter, um diesen Scherz nun endlich einzuflechten. Morgen ist Totensonntag, was einhergeht mit einem Musikhör- und Tanzverbot ab 24 Uhr. Trostberg ist jedenfalls schon heute tot. Wir haben selten eine unbelebtere Stadt gesehen. Exakt niemand ist unterwegs, nicht mal um mit dem Hund zu spazieren, nicht mal ein paar grobschlächtige Jugendliche, die auf dem Platz in der Stadtmitte Zigaretten rauchen und auf den Boden spucken. Daran gemessen ist das Konzert schon fast so etwas wie gut besucht. Die handvoll Leute, die die Stiege heute besuchen und insgeheim vielleicht schon ahnen, daß das gottlose Tourpackage Decker-Locas sich über den Totensonntag hinwegsetzen könnte, sind anfangs schüchtern und werden im Laufe des Abends immer ausgelassener. Kevin arbeitet heute zum ersten mal mit mitgebrachten Playbacks und gibt mal wieder alles. Bis jetzt steigert er sich jeden Abend und arbeitet seine Strategie jeden Abend etwas um, zieht aber immer alle auf seine Seite. Wir beschließen auch heute wieder, weder unsere Anzüge zu tragen noch etwas der krachigen Stücke zu spielen. Der Sound ist zu unzuverlässig und es sind nicht genug Leute da, um mit ihren Körpern die unangenehmen Frequenzen aufzufangen. 35 Leute in einem Gewölberaum anzubrüllen und die härteste Gitarre der Welt zu spielen ist etwas, was wir heute nicht wollen. Irgendwie klappt es aber wieder, daß wir uns mit dem Publikum zu einer kleinen verschworenen Runde verschmelzen, uns ein wenig mehr dazu hinreißen lassen, uns zu fühlen als wären wir in einem Wohnzimmer und wohl auch mehr reden. Vor Radio Edit, unserem letzten Song für heute, bekommt Björn ein Ständchen gesungen und einen eigens für ihn gebackenen Kuchen von der reizenden Geli gebracht, er hat schon wieder Geburtstag. Nach kurzem Gratulieren und dem letzten Stück geht es noch weiter, zwei oder drei Zugaben in den Totensonntag hinein und dann werden die Feierlichkeiten eröffnet. Josef legt nach der ersten Tocotronic, bei der wir uns fühlen wie Jugendliche (wie es wohl wäre, diese Platte und Musik jetzt zum ersten Mal zu hören?) auf Björns Wunsch Anthony & The Johnsons auf. Der Abend wird immer trunkener und überkandidelter, einhergehend laufen erst das weiße Album der Beatles und später auch Queen, extra für Niklas. Wir fahren den kurzen Weg in den Bahnhof, wo wir einmal mehr bei Helmut zu Gast sind, werden nicht von der Polizei erwischt und bilden zwei Gruppen. Björn und Stefanie ziehen sich wegen einer privaten Besprechung und Geburtstagsgeschenken zurück, die anderen setzen sich mit diversen Originalen aus der Trostberger Szene, die wir aus dem Junikonzert noch kennen, zusammen und trinken bis in den Morgen eine abgefahrene Biersorte mit einem verschlagenen Zwerg auf dem Cover und spielen mit einem Strohhut. Ob die Trostberger jedes Wochenende so feiern oder nur wenn wir zu Besuch sind?

20.11.2005 Trostberg-Ingolstadt

Der Morgen ist Trostberg ist denkbar entspannt, nach und nach wachen alle auf. Trotz Totensonntag gibt es einen Markt in Trostberg von dem Josef allerlei leckere Sachen mitbringt. Helmut macht alle fünf Minuten neuen Kaffee und richtet bevor wir losfahren noch Björns Gitarre. so richtig leicht fällt es uns da nicht, hinaus in die Kälte zu gehen um nach Ingolstadt zu fahren. Machen wir natürlich trotzdem, geht ja auch schnell, bis wir uns dann in der winterlichen Dunkelheit völlig verfahren. Nach einigem Hin und Her finden wir aber doch die Vorstadtstrasse in der das Paradox liegt. Unten im Konzertsaal ist es einigermaßen kalt, was sich mit unserer Müdigkeit ganz ungut mischt. Ganz ungut ist auch der druckvolle Rocksound, den uns der Mischer verpassen will. Es kostet uns einige Mühe ihn davon abzubringen, Mauris Bassdrum wie ein Bon Jovi Sample klingen zu lassen, jeden Hauch Wohlklang müssen wir ihm mühsam abringen und kriegen nebenbei boshafte Bemerkungen über unser an sich recht ordentliches Englisch an den Kopf geworfen. Nach dieser Erfahrung verfallen wir alle in so eine Art Starre, die auch die Vorband Michael Elektrich vor dem ziemlich spärlich erschienen Publikum nicht wirklich lösen kann. Etwas besser wird es erst, als ClickClickDecker jegliche Soundprobleme umgeht, indem er seinen ersten Song durch den Saal marschierend singt, um danach sein Mikrofon vor der Bühne aufzustellen. Ab und zu wird ihm absurder Hall auf diue Stimme gelegt, oder die Anlage wird ganz ausgeschaltet - und trotzdem ist es ein feines Konzert.
Weil wir als ganze Band aber nicht einfach im Raum herum rennen können müssen wir uns etwas anderes überlegen - noch vor dem ersten Song bauen wir mit dem Publikum die Inneneinrichtung so um, dass sich alle gemütlich hinsetzen können. Gegen alle Umstände wird es so noch ein schöner Abend, wenngleich er in der Erinnerung wirkt, als habe er in einer recht kalten, postapokalyptischen Parallelwelt stattgefunden.
Weil unsere Freunde in Ingolstadt Berufe haben, die mit der Beherbergung tourender Rockbands nicht zu vereinen sind, brauchen wird dringend eine neue Herberge und der sehr freundliche Clubbetreiber empfiehlt uns ein Etap Hotel in einem nahe gelegenen Dorf, wo er einen todsicherern Trick weiß, uns günstig unterzubringen. Voller Erwartungsfreude folgen wir ihm, zahlen am Automaten, verabschieden uns lautstark und sehen uns kaum einen Moment später dem aufgebrachten Nachtpersonal des Hotels gegenüber, dass behauptet, wir wollen System Etap Hotel als Ganzes uns sie im speziellen "behumsen". Noch ganz kichrig über das hübsche Wort ringen wir um gute Ausreden uns souveräne Entgegnungen, scheitern kläglich und müssen schließlich für die eine Nacht im Hotel ziemlich teuer bezahlen. Ganz ausserordentlich teuer, wenn man bedenkt, dass diese Zimmer ja eigentlich um Betten erweiterte Dixieklos sind. Macht aber alles nichts: Wir schauen noch Teile von Gangs Of New York im Fernsehn an und schlafen der Reihe nach ein.


21.11.2005 Ingolstadt-Regensburg

Hotelschlaf bekommt uns gut. Wir sind jetzt arm und erholt, auch gut. Frühstück kaufen wir uns im Supermarkt, wir fürchten, daß wir im Etap Hotel für ein aufgebackenes Brötchen 20 Euro zahlen müßten, weil uns sonst wieder jemand Behumsung unterstellen würde. Also weiter nach Regensburg. Die Aufregung wegen Tic Tac Toe steigt. Im Büro war seit unserem Konzert im Sommer keines mehr. Wir haben dermaßen viel Zeit, daß wir nach dem Aufbau noch in die Altstadt gehen, dann zu Helmut, wo es das exakt gleiche Essen gibt wie im Sommer. Das ist, damit wir nicht durcheinanderkommen. In einem Visionsmagazin, das dort herumliegt lesen wir die besten 50 Platten oder 100, die sich das Heft ausgedacht hat. Die Liste ist quite ballaballa. Billy Talent und anderer Rockscheiß, den wir nichtmal kennen, wird dort als wichtiger als Cure, Pixies, Velvet Underground und Beatles gelistet. Immerhin Gesprächsstoff. Das Konzert ist ok besucht. Kevin ist heute nicht gut drauf und etwas genervt von der Trägheit des Publikums, dem kaum eine Reaktion als gemütliche Unterhaltungen untereinander abzuringen ist. Wir selber haben es etwas besser, weil wir ja lauter sind und deshalb alles übertönen können. Es läuft völlig in Ordnung, nicht euphorisch, nicht großartig. Es ist eben die Mitte der Tour, wir sitzen noch mehrere Tage im eiskalten Bayern fest und verabschieden uns ganz langsam von unserer Kraft.

22.11.2005 Regensburg-Waldkraiburg

Heute völlig ohne Druck, es ist kein Konzert, sondern nur Herumhängen für den Abend vorgesehen. Wir sind für den freien tag bei den Freizeit98-Boys und ihren Familien eingeladen, was für uns eine Art Zeitreise bedeutet in eine Welt, die wir nicht kennen. Ungefähr so muß das Rokoko ausgesehen haben, herrschaftlich und immer was Gutes zu essen da. Stefanie, Niklas und Björn gehen ins Schwimmbad und nach dem Abendessen tritt der Kern der Mannschaft eine Reise auf der Suche nach einer Bahnhofskneipe an, um Fußball im Fernsehen zu sehen. Selbst Markus von Freizeit ist überrascht über das Ergebnis, die Kneipe hatte er ohne seine zugereisten Freunde nie zu betreten gewagt, aber alle sind sehr zufrieden mit dem Service und der Qualität der Getränke. Stefanie und Björn gehen in ein Großkino und sehen zum ersten mal einen Harry Potter-Film. Sie hätten gerne mehr von der Band gesehen, die auf Harry Potters Schulfest spielt, sind sich ansonsten einig, daß es solides Unterhaltungskino war.

23.11.2005 Waldkraiburg

Unsere Gastgeber haben einen Brauch ins ländliche Leben eingeführt: die Weihnachtsfeier für die jungen Leute. Sie bauen vor ihrem Proberaum einen Pavillon auf wie auf einem Straßenfest, es gibt Bratwurst, Waffeln, Punsch und Glühwein und im Proberaum wird Livemusik gemacht. Irgendwann mal kamen die Beatsteaks, heute eben wir. Für die Minusgrade, denen auch im unbeheizten Proberaum nur mit Körperwärme beizukommen ist, ist die Stimmung geradezu ausgeflippt. Wir fragen uns, ob es unser großes Privileg ist, solche ausgefallenen Sachen in unseren Tourplänen zu haben wie das hier oder Görlitz im April oder ob es eher unsere Strafe ist. Wir sind uns noch nicht schlüssig. Ist es erstrebenswert, immer was Ungewöhnliches zu erleben mit der Band oder ist es doch schöner, irgendwann einen gewissen Standard zu haben und jeden Abend in ähnlichen Läden zu spielen?

24.11.2005 Waldkraiburg-Augsburg

Auf der Fahrt nach Augsburg erzählt Kevin seine schönen Jugenderinnerungen als großer Fan von Jean Claude van Damme. Von einem Film hat er die Tonspur auf Kassette mitgeschnitten, um jederzeit den Film selber nachstellen zu können. Das macht ihn gleichzeitig sympathisch, aber stellt auch klar: mit ihm besser keinen Spaß treiben, er ist quasi der Universal Soldier. Da unsere Fahrten immer kurz sind (wir fahren ja nur immer in Bayern hin und her, wie es uns scheint), sind wir wieder sehr zeitig am Ziel und haben noch Zeit totzuschlagen. Dazu eignen sich Einkaufszentren wirklich gut, sie verstärken auch zusätzlich das Gefühl des Implodierens und der inneren Leere und Isolation. Wenn unser Tourleben ein Film wäre, wäre das ganz klassisch und filmisch der Ort, an dem wir zusammenbrechen (in unserer Geschichte sind Low Points auch stets mit deprimierenden Einkaufszentren verbunden: auf der Rossmy-Tour im Elbepark Magdeburg, der Scheißabend im Scheißchemnitz und davor ein Einkaufszentrum). Entweder sind wir nicht schlau genug, diesen Zusammenhang zu erkennen oder aber wir wissen unbewußt, daß wir demnächst am Ende sein werden und es zieht uns daher automatisch ins Einkaufszentrum. Viele von uns sind angestrengt und zeigen es den anderen auf eine offen-vorwurfsvolle Art, die Stimmung ist eher unteres Mittelfeld. Der Klub ist eiskalt. Davor alles vereist mit einer dicken Eisfläche, auf der man Schlittschuh laufen könnte. Seit fünf Tagen war hier nichts mehr, daher wurde nicht geheizt und der Raum ist durch und durch ausgekühlt. Es sieht scheiße aus, klingt mies, die Anlage ist halb Schrott, die andere Hälfte kaputt, es gibt keinen Backstageraum oder sonst einen Bereich, in dem man sich für ein paar Momente zurückziehen und sammeln könnte. Das Essen ist nicht übel, aber lauwarm. Es läuft auf Repeat ein Song der Emil Bulls. Wir werden mürbe. Unsere Vorband sind die First Settlers, eine herzerwärmende Schülerband, die sich durch ihr Programm prügeln und alles, was an Koordination oder Übung fehlt durch Hingabe ausgleichen. Das mag zwar alles trashig sein, aber sie meinen es ernst. Eine sehr freie Coverversion von Stefanie Sagt spielen sie auch, die sie sich zum Teil selber ausgedacht haben. Darin heißt es statt 'die Pläne, die wir machen, sind größtenteils Mist, Stefanie sagt, daß sie es wirklich so meint' dann z.B. 'die Fehler, die wir machen, sind größtenteils Mist, Stefanie sagt, daß sie es wirklich so macht'. For whatever that means. Kevins Konzert läuft sehr gut, der krachige Sound der Anlage arbeitet ihm zu und macht, daß er härter und mächtiger klingt als sonst, das Publikum nimmt ihn heute am besten von allen Tagen auf und vermutlich könnte er alle Songs spielen, die er je gehört hat, man würde ihn auf Händen tragen. Wir selber kämpfen danach gegen den Sound an, brüllen uns die Seele aus dem Leib, um der Sache Herr zu werden, die Leute sind befeuert, tanzen Pogo und flippen aus, allerdings würden sie das auch tun, kommt es uns vor, wenn man hier Weltmusik oder Hans Söllner auflegen würde. An leisen Stellen hören wir uns kaum selber, weil sie so laut sind, an lauten Stellen wird dann eben getanzt. Irgendwie sind wir froh, als es fertig ist. Beim Abbauen kommt ein Jungkiffer mit Rastas an: woll mer noch Session mache? Wir: nein, wir haben keine Lust, hast du denn Instrumente mit? Er: ha naa, auf euren Instrumenten. Die Nervensägigkeit kennt keine Grenzen hier. (das wäre ja doch auf das Smoke on the Water und No Woman No Cry-Medley rausgelaufen). Es wird noch zu Weltmusik getanzt. Wir sind sehr entkräftet und haben Anflüge von dem Gefühl, unsere Zeit ziemlich zu verschwenden. Der Veranstalter zahlt die Gage nicht vollständig aus und macht uns damit, daß bei Timid Tiger letzten Monat noch weniger Leute da waren, auch keine bessere Laune. Zum Schlafen müssen wir in eine dieser grauenhaften Gammler / Kiffer-WGs, die tourende Bands fürchten und hassen und lieber meiden sollten, wenn es möglich ist. Alle schlafen im selben gammeligen Raum, es ist schmutzig und kalt, das Bad dauernd belegt. Ein unnötiger Abend, auch wenn in dieser Beschreibung nicht ganz einfach ist, nachträglich zu erklären, warum es so verschwendete Zeit war. Es ist ein Gefühl, an das man sich scheinbar ewig erinnern, es aber nicht richtig in Worte fassen kann. Einfach nur ein Gefühl. Vertane Lebenszeit.

25.11.2005 Augsburg-Berlin

Wir stehen sehr früh auf wegen der langen Fahrt. Ist uns allen recht, aus der bescheuerten WG zu verschwinden. Frühstück kaufen wir im Supermarkt und schieben es auf der Fahrt rein. Björn kann nicht mehr sprechen. Seine Stimme ist im Provino geblieben, er flüstert nur noch oder gibt Zeichen und teilt seiner Band bei der nächsten Rast mit, daß er nicht mehr live spielen möchte bis auf weiteres. Niklas und Stefanie verstehen es und sehen es wie er: lieber die Platte machen und dann wieder touren als die Aufnahmen darunter leiden zu lassen, daß man dauernd auf Tour ist. Wir haben keine Lust mehr in Bayern festzusitzen, keine Lust mehr, unsere alte Platte zu betouren, weil wir keine neue haben und möchten zwei Monate mal nicht wegfahren. Benni ist wütend und fühlt sich persönlich beleidigt. Wir sind zum ersten mal so etwas wie ausgebrannt. Wir wissen aber alle, daß es nicht wirklich schlimm ist und alles wieder gut wird, wenn wir ein paar Momente Ruhe fassen und die Dezemberkonzerte einfach bleiben lassen. Die Fahrt nach Berlin vergeht und im Zosch angekommen ändern sich die Dinge allmählich. Peer begrüßt uns, er ist heute abend der local man und DJ, die anderen Bands kommen langsam an und die gute Laune entfaltet sich aus dem Treiben. Wir gehen jeder für sich etwas essen, machen einen schönen Soundcheck und hängen rum. Janka spielen als erste, dann Kevin, dann wir, dann Tchi. Es ist nahezu ausverkauft oder zumindest sehr voll, die Stimmung ist gut und unser Konzert laut, wütend, schnell und hart. Es macht viel Spaß. Viele Freunde sind da und wir freuen uns über ihre Gesichter im Publikum. Kurt macht Fotos, als wäre er David Hemmings in Blow Up, die Mobilé-Clique, die ganzen Loob-Leute, Sebastian von Sternbuschweg, die Kontraphon-Sexprotze, die Sturm Bros, ein schönes Familientreffen, zu dem auch Björns Stimme gerade rechtzeitig zurückgekehrt ist. Tchi machen nach uns eben noch schnell alles klar. Eine tolle Band. Alles tolle Bands. Ein toller Abend. Muß man also tatsächlich immer erst nach Berlin fahren, um die Dinge wieder ins Lot zu bringen.

26.11.2005 Berlin-Hamburg

Niklas und die Gammel-Twins steigen wie üblich bei Casting ab, Stefanie und Björn diesmal bei Frank. Frank nimmt am Wettbewerb 'Deutschland - deine Gastgeber' teil und hat mit beängstigender Akribie unsere Tourtagebücher nach unseren Frühstücksvorlieben durchforstet. Alles, was dort je positiv erwähnt wurde, hat er auf seiner prächtigen Tafel angerichtet. Sogar die Goldbarren, die Björn so gerne mag und begeistert einsteckt. Ein wunderbarer Morgen mit Frank, Sabine und Christian, die über ihm wohnen und gestern auch da waren. Die anderen drei und Kevin kommen, um S und B abzuholen und alle schmieren sich noch Brötchen als Proviant. Nach Hamburg ist es schnell gefahren. Benni und Kevin haben ein Mißverständnis, regeln es zwar, aber einen zusätzlichen Stimmungsboost bringt es nicht. Mauri stellt sich tot als es passiert, er hat diese sichere Taktik entwickelt, um mit Problemen umzugehen. In Hamburg müssen wir zum Fundbüro, einem eher blöden Laden, weil er viel zu groß ist. Es gibt drei Räume, um sich zu verteilen. Der Konzertraum klingt ok, ist aber sehr groß. Die vielen Leute, die gekommen sind, wirken deshalb wie nur mittelviele. Janka eröffnen wieder und überzeugen uns heute viel mehr als gestern noch. Grafzahl danach sind eine Klasse für sich und spielen in einer ganz eigenen Liga, in der sie wohlgemerkt ganz alleine spielen. Christian am Schlagzeug spielt frickeligen Jazzkram, den man kaum programmieren kann, geschweige denn spielen, erstaunlich. Florian, der Sänger und Gitarrist, ist etwas weltvergessen. Für ihn gibt es weder Zeit noch Raum und er ergeht sich manchmal minutenlang in Ansagen darin, sich zu verlieren und genau abzuwägen, welchen Song er nun mit seiner Band spielen will. Den ganzen Abend über wartet er auf und sucht die uns vertraglich versprochenen Käsebrötchen, nach denen er selbst am nächsten Morgen noch fragen wird. Eine tolle Band mit tollen Songs und tollen Leuten. Danach wieder wir. Wir können dem Publikum nicht wirklich eine Reaktion abluchsen, es ist alles etwas kühl und distanziert. Aufmerksam schon und freundlich auch, aber nicht wirklich da und begeisterungsbereit. Das Konzert ist völlig ok, aber nicht denkwürdig. Tchi leiden ebenfalls darunter und haben heute außerdem technische Probleme mit kaputtgehendem Equipment. Ihr Konzert ist trotzdem super, aber genau wie uns merkt man ihnen an, daß sie es auch lieber mögen, wenn es anders läuft.
Nach dem Konzert trifft Benni seinen Freund Rolf und will noch feiern gehen. Um 4 Uhr morgens, viel Glück. Wir anderen sind heute Gäste in Jakobs Wohnung. Jakob ist ein Bekannter von uns bzw. der Freund einer Freundin und gerade Teeniepopstar und in dieser Funktion selber auf Tour, hat uns aber vor 2 Wochen betrunken seine Wohnung angeboten und wir nehmen sie gerne. Er organisiert, daß sein Nachbar einen Schlüssel auf dem Motorblock eines Motorrades vorm Haus für uns versteckt. Wir suchen das Motorrad ab, finden nichts, leuchten mit Handylicht und Streichhölzern alles ab, suchen auf dem Boden - nichts. Es geht auf 5 Uhr zu und ist unter Null Grad kalt. Wir sind am Ende und überlegen, wie wir aus dieser Nummer mit dem Leben rauskommen sollen. Bei einem verzweifelten Blick im Kreis bemerken wir, daß wir am falschen Motorrad gearbeitet haben. Es gibt noch ein zweites; wir finden den Schlüssel sofort und gehen nach oben. Jakob wohnt scheinbar im 20. Stock und das Haus hat nur enge Treppen. Die Wohnung ist klein, eiskalt und nicht beheizbar wegen der Nachtspeicherheizung. Wir schlafen in mehreren Packungen Kleidung, außer Niklas. Er liebt es, mit seinem drahtigen Körper zu provozieren und gleichzeitig Werbung für Outdoor-Equipment zu machen, das er verkauft. Wie in einer Verkaufsfernsehsendung wirft er sich in Pose und sagt: 'ihr wundert euch: der Mann ist nackt und es ist -5 Grad - kein Problem bei den Daunen.'. Mauri hat sich heimlich davongeschlichen, der renitente Internatsschüler (wird er eine Ehrenrunde drehen? Wird der Deutschlehrer ihn fertigmachen?) will auf dem Schützenfest eine Rose für Gabi Glockner, äh, Tina schießen und hat um es zu verbergen eine Perücke an die Öffnung seines Schlafsackes plaziert. Wir lachen uns in eine Hysterie, die uns wärmt und schlafen erschöpft ein, ungewiß, ob wir morgen beim Aufwachen vielleicht schon alle totgefroren sind.

27.11.2005 Hamburg-Hannover-Köln

Wir wachen alle lebendig auf. Niklas und seine Daunen haben die Raumtemperatur hochgetrieben und somit allen anderen das Leben gerettet. Zum Dank liest Mauri - aufgepeitscht durch den Erfolg als Schützenkönig - auf Schwyzerdütsch Texte von Jakobs Band vor, wir werden es ihm und seinen Jungs vorschlagen, wenn sie eines Tages ins anspruchsvolle Lager wechseln wollen, denn auf einmal wirkt das ganze total geil nach Max Frisch oder Peter Bichsel liest Rocklyrik. Oder auch ein bisschen Rolf Dieter Brinkmann, nur eben für junge Leute von heute und nicht so studentisch-kopfig. Könnte das eine Aufgabe für seine Band sein? Unsere Aufgabe jedenfalls: schnell was frühstücken. Von dem uns von Benni anvertrauten Sack mit Gagen und Merchandiseeinnahmen laden wir uns zu einem königlichen Frühstück in Hamburg-Altona ein, besuchen noch eben Christian und Rückkopplung, der Laden wurde etwas erneuert und noch mehr Leute sind jetzt darin beteiligt. Tolle neue Gitarren, Effekte und Synthies, aber leider können wir nichts kaufen diesmal. Kevin ist seit gestern nicht mehr dabei und die Runde im Bus daher etwas gelockerter, zu fünft sitzt es sich auf langen Fahrten besser als zu sechst. Obwohl, die Fahrt nach Hannover ist auch nicht wirklich lang. Der Klub, in den der Abend verlegt wurde ist neu und sein Thema ist harter Rock. Es wirkt wie in einem Video von, hm, sagen wir Mötley Crüe. Alles ist voller Metall und Scheinwerfer, vermutlich wird hier pro Abend so viel Strom verbraucht, daß nach Schließung des Ladens zwei Kernkraftwerke vom Netz genommen werden könnten. Die Mischer sind etwas übereifrig mit dem Mikrofonen, aber sie haben Ethos: wenn sie schon da sind und bezahlt werden, wollen sie auch alle 50 Mikros zum Einsatz bringen. Der Sound ist wirklich ok und der Raum klingt ein mehrfaches besser als er aussieht. Die Veranstalter von Flockenpop sind so bemüht und reizend, wie man sich das jeden Abend wünscht. Gepflegtes Äußeres, gute Erziehung, kaufen uns allen ein gutes Essen und so viel zu trinken, wie in unsere gierigen Musikermünder reinpasst. Grafzahl eröffnen heute und Florian ist noch weniger fokussiert als gestern. Vermutlich könnte man die Band zerstören, indem man aus dem Publikum brüllt: wenn ein Baum umfällt und niemand da ist, um es zu hören und so weiter. Oder: ist dieses Glas halb voll oder halb leer. Florian würde versuchen, alles abzuwägen und die Frage so gut es geht zu beantworten. Das Konzert macht natürlich wieder viel Spaß. Eine ganz besondere Band. Wer sie nicht ins Herz schließt, hat keines. Oder keine Geduld. Janka danach sind noch besser als gestern. Entweder sie steigern sich jeden Abend oder es braucht ein paar Momente, um sich richtig auf sie einlassen zu können. Tchi geben heute noch mal alles, sie haben aber auch Besuch von Freunden aus dem Bandumfeld und müssen klarstellen, daß in Braunschweig und Hannover sie das Sagen haben. Wenn nicht alles schiefgeht, wird 2006 ihr Jahr. Ihr Album MUß ein Superhit werden. Wir gehen sehr spät auf die Bühne und es ist, wie schon den ganzen Abend, eher ein halb als ganz volles Glas, aber eben kein halbleeres, um mal in der Bildsprache von Pädagogen zu bleiben. Das Publikum ist unheimlich aufmerksam und euphorisch, wir sagen auf der Bühne, daß wir erstmal aufhören, live zu spielen und heute für eine Zeit einen kleinen Abschied von den Bühnen nehmen. Wir meinen damit: wir machen zwei Monate Pause. Die Leute denken: wir lösen uns auf und fiebern mit. Ein unbeabsichtigter, aber wirksamer Trick. Unsere Merchandiseverkäufe sind gemessen am Publikum bizarr hoch. Nach dem Konzert wird gemütlich zusammengepackt, irgendeiner von Fury In The Slaughterhouse schaut sich unsere Verstärker an und wir liegen uns mit den anderen Musikern (wieder bildhaft gesprochen) in den Armen. In der Luft liegen Freundschaft, gegenseitige Achtung und ein geteiltes Gefühl von Begeisterung und Hingabe. Wir sind alle gleich, weil wir nicht anders können. Unsere Bands sind wie Religionen, zu denen man Luftgitarre spielen kann.
Wir fahren nach hause, sind entkräftet, aber wieder bester Laune und genießen den herrlichen Abschluß in Hannover. Morgen ziehen Stefanie und Björn um und sorgen damit dafür, daß alle Locas 2005 umgezogen sind. Eine interessante Statistik.